Geposted von Funk1ll3r,
Das Ende einer Ära
Südkorea sehnt sich nach dem ersten Worlds-Titel seit 2017, nachdem fünf Jahre lang alle Teams, die nicht aus dieser Nation kamen, vom Triumph auf der größten Bühne höchstens träumen durften. Von 2015 bis 2017 war das Finale des Top-Events sogar jeweils ein rein koreanisches. Sang-hyeok 'Faker' Lee und T1 standen in allen drei Jahren im Endspiel.
"Die LCK ist in den vergangenen beiden Jahren nicht in der Lage gewesen, die World Championship zu gewinnen. Davor hatte sie viele Titel in Folge geholt", so Ha-gwon 'Nuguri' Jang vor dem Finale. "Aus diesem Grund waren die Fans sehr enttäuscht und haben in diesem Jahr hohe Erwartungen. Wir wissen, wie sie sich fühlen. Deswegen sind wir umso heißer auf den Sieg."

2018 brach für die erfolgreichste Region in der LoL-Geschichte eine Welt zusammen: Gen.G schloss die World Championship mit einer Statistik von 1:5 als schlechtestes LCK-Team aller Zeiten ab. Die Afreeca Freecs kassierten im Viertelfinale eine vernichtende 0:3-Pleite gegen Cloud9 und Titelfavorit KT Rolster scheiterte an gleicher Stelle am späteren Sieger Invictus Gaming.
Koreas Antwort auf China und Europa
Auch zwei Jahre später ist die internationale Dominanz der LCK nicht wieder zurückgekehrt - und es dürfen berechtigte Zweifel geäußert werden, ob Südkorea seinen früheren Status jemals wieder etablieren wird.
DAMWON Gaming ist allerdings die erste echte Antwort der Region auf die Evolution des Spiels sowie die Weiterentwicklung der chinesischen und europäischen Szene in den vergangenen Jahren. Erstmals seit 2017 steht wieder ein LCK-Team im wichtigsten Match des Jahres.
"Faker hatte einen großen Einfluss darauf, dass die LCK an die Spitze aufgestiegen ist", erklärte Mid-Laner Su 'ShowMaker' Heo. "Für mich ist es unsere Pflicht, hier zu gewinnen und den Status der LCK wiederherzustellen."

Auch wenn Gen.G und DRX in diesem Jahr weit davon entfernt waren, die World Championship zu gewinnen, hat DAMWON bereits bewiesen, dass es mit den anderen beiden LCK-Vertretern nicht zu vergleichen ist. Im Summer Split deklassierte das Team über weite Strecken seine Gegner und konnte diese Leistungen auch auf die internationale Bühne übertragen.
Die erfolgreiche Revanche gegen G2
Mit G2 Esports schlugen die Südkoreaner im Halbfinale das Team, das sie ein Jahr zuvor noch im Viertelfinale ausschaltete. DAMWON hatte sich in seinem ersten LCK-Jahr für die World Championship qualifiziert und rasch große Erwartungen geweckt. Bereits Ende 2018 wurden die Spieler, damals noch ein Teil der Challenger-Szene, von Stars wie Martin 'Rekkles' Larsson als Scrim-Götter bezeichnet.
Wie wichtig den Spielern die Revanche gegen den LEC-Champion war, betonten sie im Vorfeld der Partie in Interviews. Auch während der Best-of-Five-Serie wurde dies deutlich, als sie im Stil von G2 Esports Emotes nutzten, um sich einen mentalen Vorteil zu verschaffen. Die anschließende Nachstellung der "Siegesfeier" der Europäer von ihrem Viertelfinale gegen Gen.G war dabei nur i-Tüpfelchen.

In all diesen Momenten zeigte DAMWON Gaming, dass es nicht nur im Spiel selbst, sondern auch außerhalb für Unterhaltung steht. Es ist ein Aspekt, der vielen Fans in der Vergangenheit bei den meisten LCK-Teams bzw. -Spielern gefehlt hat. Auch in dieser Hinsicht steht der Worlds-Finalist für ein neues Zeitalter.
Am Samstag hat DAMWON Gaming als Favorit die große Chance, mit einem Sieg über Suning die eigene Region stolz zu machen und womöglich eine neue Ära einzuläuten.
Rasanter Aufstieg von Suning
Zu einem Worlds-Finale gehören allerdings zwei Teams - und Suning hat sich im Jahr 2020 an die Rolle des Außenseiters gewöhnt. Vom elften Platz im Spring Split der LPL spielte sich das Team als dritter chinesischer Seed auf die internationale Bühne.
Obwohl es für vier der fünf Spieler die erste World Championship ist, schoss Suning in Gruppe A auf Platz eins und ließ dabei das erfahrene G2 Esports hinter sich. In einem Tiebreaker bewies das Team seine Nervenstärke und unterstrich die eigenen Ambitionen.
Spätestens in den Playoffs wurde die massive Entwicklung deutlich, die das Team in den vergangenen Monaten gemacht hat. Zweimal musste Suning als Außenseiter in eine Best-of-Five-Serie gehen. Zweimal sah sich Suning einem besseren Team aus der eigenen Region gegenüber - schließlich hatten JD Gaming und Top Esports in beiden Splits das LPL-Finale erreicht. Am Ende triumphierte trotzdem Suning.
Für Mid-Laner Xiang 'Angel' Tao soll es am Samstag nicht anders laufen: "Wir fünf haben es hierhin geschafft, obwohl jeder an uns gezweifelt hat. Ich will jeden wissen lassen, wer wir sind, indem wir diese World Championship gewinnen."
Eine Nation fiebert mit SofM mit
Die Cinderella Story dieses Teams wird durch die Geschichten seiner Spieler ergänzt. Jungler Lê 'SofM' Quang Duy ist der erste Profi aus Vietnam, der die Playoffs der World Championship erreicht hat. Nun steht er sogar im Finale.
Die League-of-Legends-Szene seines Heimatlandes machte in den vergangenen Jahren sichtlich eine positive Entwicklung durch. Die Vertreter Vietnams präsentierten sich gegen die stärkste Konkurrenz nach und nach besser, auch wenn es für die Playoffs noch nicht gereicht hat.
Aufgrund der COVID-19-Pandemie mussten Team Flash und GAM Esports, die sich für die diesjährige World Championship qualifiziert hatten, ihre Teilnahme am internationalen Turnier aber absagen - eine Hiobsbotschaft für Vietnam.

SofM hat den Fans seiner Heimat allerdings mit starken Auftritten die vergangenen Wochen versüßt. Über 500.000 Zuschauer verfolgten zwischenzeitlich am Sonntag in der vietnamesischen Übertragung, wie der Jungler mit Suning über Top Esports triumphierte und das Finale erreichte. Am Samstag wird erneut die gesamte Nation mit ihrem großen Helden mitfiebern.
Ein anderer außergewöhnlicher Fall ist Huan-Feng 'huanfeng' Tang, der sich noch in seinem ersten Jahr als Profi befindet und wohl eine der außergewöhnlichsten Lebensgeschichten in die League-of-Legends-Szene bringt.
Im Alter von zwölf Jahren verließen ihn beide Elternteile, sodass er mehrere Jahre auf sich allein gestellt lebte und schließlich den Entschluss fasste, Profi im Titel von Riot Games zu werden. Mit Glück fand er zu Beginn des Spring Splits einen Platz bei Suning und startete damit das jüngste Kapitel seiner Laufbahn.
SwordArt: Niemand erinnert sich an die Zweitplatzierten
Auch für Veteran Shuo-Chieh 'SwordArt' Hu ist diese World Championship etwas ganz Besonderes. Der 23-Jährige ist zwar bereits zum sechsten Mal dabei, allerdings hatte er noch nie realistische Chancen auf den Titelgewinn.
Mit den Flash Wolves beschränkten sich seine internationalen Auftritte von 2013 bis 2018 auf vereinzelt starke Best-of-Ones bei Mid-Season Invitationals und World Championships - nun steht er einen Schritt vor dem Ziel eines jeden Profis.

"Falls ich diesen letzten Schritt gehen kann, werde ich mich in der Geschichte von League of Legends verewigen", hofft der Taiwanese. "Nur fünf Spieler sind in der Lage, ihren Namen in League of Legends wirklich bekannt zu machen, weil sich niemand an die Zweitplatzierten erinnert. Meine Mitspieler und ich wollen uns diese Chance nicht entgehen lassen."
Ob sich SwordArt, SofM, huanfeng und ihre Mitspieler den eigenen Traum erfüllen oder die Uhr Mitternacht schlägt, der Zauber von Suning endet und DAMWON Gaming eine stolze Region auf den League-of-Legends-Thron zurückführt, wird sich am Samstag im großen Worlds-Finale zeigen.
Das Match zwischen DAMWON und Suning um den wichtigsten Titel des Jahres könnt Ihr ab 11 Uhr live bei Summoner's Inn verfolgen:
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Teaserbild: Riot Games
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