Geposted von BerniErni,
Aufstieg, vier EU LCS-Titel in Folge, der Einzug ins Finale des Mid-Season Invitationals: Die Erfolgsgeschichte von G2 Esports ist nur schwer zu toppen. Zwei Jahre lang war die spanische Organisation das Maß aller Dinge im europäischen League of Legends. Nun droht die Geschichte zu kippen. Zwei Jahre lang dominierte G2 Esports die europäische Szene aus dem Nichts. Nun steht die Organisation an einem Scheideweg. Erreicht das Team die Season 8 World Championship im letzten Moment oder muss ein zweiter Neuanfang her, um zurück in die Erfolgsspur zu finden?

G2 – Eine Erfolgsgeschichte mit Abstrichen



Die Geschichte von G2 Esports begann unter dem Namen Gamers 2. Im Jahre 2014 gründete Carlos 'ocelote' Rodríguez, lange Jahre das Gesicht von SK Gaming, seine eigene Organisation. Nach enttäuschenden eineinhalb Jahren kam die große Wende: Im Spring Split Promotion-Turnier 2016 schlug sein Team ausgerechnet SK und löste somit das Ticket für die EU LCS.

Das damalige Roster bestand aus Lennart 'Smittyj' Warkus, Mateusz 'Kikis' Szkudlarek, Luka 'Perkz' Perković, Jesse 'Jesse' Le und Glenn 'Hybrid' Doornebal. Heute spielt lediglich noch Perkz eine tragende Rolle im Team von ocelote.



Vom Moment des Aufstiegs glich die Geschichte G2s einer einzigen Erfolgsgeschichte. Man verpflichtete die beiden Koreaner Kim 'Trick' Gang-yun und Kim 'Emperor' Jin-hyeon und machte sich bald einen Namen dadurch, punktgleich mit dem Tabellenführer der EU LCS zu sein – als Aufsteiger.

Man konnte sich das begehrte „Bye“ für die Playoffs im Spring Split 2016 sichern, stieg also als Tabellenerster erst im Halbfinale ein und schlug sowohl Titelverteidiger Fnatic als auch Vize-Champion Origen furios. Man qualifizierte sich für das Mid-Season Invitational 2016 und galt schon rasch als das Nonplusultra der europäischen Szene.



Ähnliches spielte sich dann in den drei folgenden Split ab. G2 hörte in den Finals einfach nicht auf, zu gewinnen, bis die Siegesserie von Fnatic im Frühjahr 2018 gestoppt wurde. Bis dahin war G2 eine einzige Erfolgsgeschichte – wäre da nicht der eine große Makel gewesen.

Das Jahr 2016 lief für G2 aus internationaler Sicht katastrophal. In den beiden Turnieren MSI und Worlds 2016 holte G2 zusammengerechnet nur 3 (!) Siege - in 16 Matches.

Die MSI-Gruppenphase beendete das Team mit einer Statistik von 2:8. Das Meme "G2-8" war geboren, der internationale Ruf der Organisation auf Anhieb ruiniert. ocelotes Team machte sich innerhalb weniger Monate zum Gespött der League of Legends-Community, obwohl in Europa niemand an Perkz und Co. herankam.

Nichtsdestotrotz konnte man im Folgejahr überzeugen und sogar ins Finale des Mid-Season Invitational 2017 einziehen. Damit rehabilitierte sich das Team international. Der Ruf war einigermaßen geradegerückt, die Erfolgsgeschichte wiederhergestellt. Seitdem kam ihnen nichts in die Quere – und dann folgten der Spring und vor allem Summer Split 2018.

Der Abstieg eines Giganten



Es wirkte fast schleichend, aber offensichtlich. Der Summer Split verlief für das Team vom deutschen Coach Fabian 'GrabbZ' Lohmann alles andere als gut. Im krassen Gegensatz zu den bisherigen Leistungen der Spieler um Mid-Laner Perkz spielte das Team nicht um den ersten Platz mit, wurde am Ende sogar nur Vierter.

Großen Anteil daran hatte der Verlust der „besten Bot-Lane im Westen“, bestehend aus Jesper 'Zven' Svenningsen und Alfonso Aguirre 'Mithy' Rodriguez, gepaart mit der aufkommenden Schwäche des Star-Junglers Marcin 'Jankos' Jankowski. Das Spiel war weniger auf die Mid-Lane fokussiert, Jankos wusste auf Tank-Champions nicht mehr zu überzeugen. Das große G2 Esports versank nach zwei Jahren der Dominanz im Mittelmaß.



Man fand sich am Ende punktgleich mit dem Schalke 04 Esports und Team Vitality auf dem zweiten Platz wieder – eine Platzierung, die nicht der aktuellen Leistung entsprach, wie sich im darauffolgenden Tiebreaker-Turnier und den Playoffs herausstellen sollte.

Gegen beide Teams ging G2 unter. Man blieb chancenlos gegen Vitality, den Sieger des Turniers und war auch dem Drittplatzierten Schalke zu keinem Zeitpunkt überlegen. G2 konnte sich letztendlich sogar geschmeichelt fühlen, überhaupt den vierten Platz erreicht zu haben.

Erst zum zweiten Mal musste Perkz mit seinen Mitspielern in einem Viertelfinale antreten. Es ging gegen Misfits Gaming, das vermeintlich leichteste Los der vier Viertelfinalisten, zumindest wenn es nach den jüngsten Ergebnissen gegangen ist. Was folgte, war eine Demütigung.

Die Misfits gewannen mit 3:0, ohne jemals wirklich in die Bredouille gekommen zu sein. "Die Scrims waren fürchterlich, das Training lief sehr schlecht in den letzten eineinhalb Wochen, das Team ist einfach kaputt gegangen", sagte Gründer ocelote auf Twitter kurz nach der Niederlage.



"Ich mag Banter, wenn wir vorne sind, ich mag Banter auch, wenn wir hinten sind, aber jetzt ist es einfach eine Katastrophe. Jede Unterstützung (von den Fans, Anm. d. Red.) ist gerne gesehen, auch negatives Feedback. Jetzt schauen wir, ob wir uns im Gauntlet bessern können", so der Ex-Profi weiter.

G2 scheint auf dem Boden angekommen zu sein. Die spanische Organisation durfte nicht als Finals-Teilnehmer nach Madrid fahren, obwohl sie im Vorfeld speziell angefertigte Team-Shirts in den Farben der spanischen Nationalflagge im eigenen Shop angeboten hatte.



Knappe 10.000 Trikots gingen angeblich weg, trotzdem wird dies nur ein schwacher Trost für ocelote gewesen sein. G2 spielte zum ersten Mal in der eigenen LCS-Geschichte nicht um die Krone mit.

Der Verlust von Zven und Mithy konnte durch Petter 'Hjarnan' Freyschuss und Bae-in 'Wadid' Kim nicht aufgefangen werden, Trick wurde durch Jankos nur streckenweise vertreten. Steht G2 nun vor dem Abgrund?

Das Gauntlet – die letzte Chance?



Plötzlich stehen die Worlds auf dem Spiel. Als Zweitplatzierter des Spring Splits hatte man eigentlich das Heft in der Hand, mit der Menge an Championship-Punkten schien das Ticket schon fast gesichert. Nun steht man mit lediglich 90 Punkten da.

Zwei der drei Wege zur Weltmeisterschaft hat G2 sich verbaut – den Spielern gelang es nicht, den Split zu gewinnen oder zumindest das Team mit den meisten Championship-Punkten zu sein. Diesen Slot holte sich am Ende Vitality mit einem vierten und einem dritten Platz im EU LCS-Jahr 2018.

Jetzt steht G2, das erste Mal in der Historie der Organisation, an einem Scheideweg. Das Gauntlet soll es richten. Im Regional Qualifier wird entschieden, wer zu den Worlds fährt. Es wird ein hochqualitatives Turnier sein.



Neben dem viermaligen EU LCS-Champion treten dort die Misfits, Splyce und Schalke 04 an. Ruft man sich alle Spiele der Playoffs ins Gedächtnis, so geht G2 trotz der 90 Punkte als Underdog ins Turnier.

Immerhin: Mit diesen 90 Punkten darf das Team in der ersten Runde zuschauen und muss insgesamt nur zwei Best-of-Fives gegen die Misfits oder Splyce und gegen S04 für sich entscheiden. Ob das reicht?

Die Qualifikation für die World Championship und ein guter Auftritt dort könnten ein ansonsten enttäuschendes Jahr 2018 womöglich noch retten. Das Wochenende wird zeigen, ob die Geschichte von G2 endgültig kippt.

Was denkt ihr über G2? Glaubt ihr, dass das Team zu den Worlds fährt? Sagt uns eure Meinung!

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    Bernd Wilken
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