Geposted von Mueckenpower,
Am 23. September starten mit den Worlds 2017 die siebte Ausgabe der League of Legends-Weltmeisterschaft. Ich will Euch meine Erwartungen an das Turnier, meine Hoffnungen sowie generelle Gedanken zum Teilnehmerfeld und zum Turnier allgemein nicht vorenthalten. Es ist wieder diese Zeit im Jahr, in der die Elite des professionellen League of Legends das beste Team der Welt unter sich ausmacht. Anlässlich dessen stellen sich – wie jedes Jahr – viele Fragen: In welchem Format werden die Worlds ausgetragen? Zu welcher Uhrzeit muss ich Twitch einschalten? Wird T1 erneut gewinnen? Wie wird Europa abschneiden? Werden die Wildcard-Teams gegen die gestandenen Teilnehmer bestehen können?

In der folgenden Gedankenflut sollen unter anderem diese Fragen aufgegriffen werden.

Austragungsort und Uhrzeit

Die World Championship 2017 wird in den vier chinesischen Städten Wuhan, Guangzhou, Shanghai und Peking ausgetragen. Nach mitteleuropäischer Zeit beginnen die Spiele demnach zwischen 5 und 9 Uhr. Zugegebenermaßen sind das für Zuschauer in unserer Zeitzone alles andere als ideale Uhrzeiten, um sich entspannt alle Spiele eines Matchdays am Stück zu Gemüte zu führen. Kleines Trostpflaster: Sich beim Frühstück die besten Teams der Welt anzusehen, macht doch auch etwas her, oder?

Format

Das Format der diesjährigen Worlds wird Euch in diesem Artikel ausführlich erklärt.

Der Titelfavorit

Wer hätte es erwartet: Die koreanische Macht SK Telecom T1 um Sang-hyeok 'Faker' Lee, den besten Spieler der Welt, geht als Titelverteidiger ins Rennen um den Thron in League of Legends. Meiner bescheidenen Einschätzung nach kann man SKT T1 ebenso die Favoritenrolle zuschreiben. Seit einer gefühlten Ewigkeit überzeugt das Team mit hervorragenden individuellen Leistungen, zusätzlich harmoniert wohl keiner ihrer Konkurrenten so gut als Team wie SKT.


Ferner gelingt es niemandem so gut wie SKT T1, den eigenen „Ersatzspieler“ Sun-gu 'Blank' Kang im Team zu integrieren und ihm regelmäßig Spielzeiten zu gewähren. So steht innerhalb einer Serie stets ein hungriger Spieler bereit, der gut und gerne spontan für den eigentlich gesetzten Jungler Wang-ho 'Peanut' Han einspringt. Es entsteht ein Konkurrenzkampf, der die Spieler zwingt, sich dem Erfolg unterzuordnen. Das steigert die Leistungen als Gesamtes langfristig. Auf die Worlds darf jedes Team zwar nur einen Substitute mitnehmen. Entscheidet man sich seitens SKT T1 dabei für Blank, nimmt man einen seiner großen Stärken mit ins Turnier.

Doch auch ist SKT nicht unschlagbar. Diese Erfahrung musste man im Finale der LCK-Playoffs machen. Dort gelang es Longzhu Gaming, den Titanen mit 3:1 in die Schranken zu weisen. Für den erweiterten Favoritenkreis ist also noch nicht Hopfen und Malz verloren. Möglicherweise können sich so die koreanischen Kollegen von SKT, das erwähnte Longzhu Gaming und der Drittplatzierte der LCK - Samsung Galaxy - Hoffnungen auf den Titel machen.

Die Vertreter der chinesischen Region – EDward Gaming, Royal Never Give Up und Team WE – werden wie immer auf einem hohen Level mitspielen können, doch ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass wir nach dem Turnier eines dieser Teams den ersten chinesischen Weltmeister nennen dürfen. Dasselbe gilt für das taiwanesische Spitzenteam der Flash Wolves.


Für westliche Top-Teams wie TSM in Nordamerika oder G2 Esports in Europa sind die Chancen auf den Weltmeisterschaftstitel wohl sehr gering anzusetzen. Dies gilt ebenso für die Teams aus den Wildcard-Regionen. Der absolute Titelfavorit bleibt somit SK Telecom T1, weitere Anwärter auf den Titel sind Longzhu Gaming und Samsung Galaxy. Doch nicht so vorschnell: Was wäre denn das größte LoL-Turnier der Welt ohne Überraschungen?

Eine mögliche Überraschung

Eine solche könnte dieses Jahr im vietnamesischen Team GAM Esports zu finden sein. Erstmalig international auf sich aufmerksam machte die noch junge Organisation bei dem Mid-Season Invitational 2017. Man landete zwar knapp auf dem letzten Platz der Groupstage, doch sagt dieses Resultat weder etwas über den Turnierverlauf noch über die spielerischen Qualitäten des Teams aus.

Denn zuvor konnte ein kompromissloser Durchmarsch durch die Play-In-Phase gelingen, anschließend folgte eine knappe 2:3-Niederlage gegen den NA LCS-Primus TSM. Auch gegen SKT T1 schlug man sich wacker. Insbesondere die zweite Begegnung wird von vielen Zuschauern als denkwürdig in Erinnerung behalten werden. In erster Linie, weil SKT-Jungler Peanut mit einem Score von 14/0/0 nach 12 Minuten seine Klasse unter Beweis stellte.



Aber auch Đỗ Duy 'Levi' Khánh – der Jungler in den eigenen Reihen – blieb trotz dieser eigentlich so dominanten Vorstellung des Gegners niemandem etwas schuldig. Mit intelligentem Spielstil setzte sich dieser lange Zeit der Überlegenheit von Peanut zur Wehr. Er kam zu Farm und Kills, das Ruder alleine herumzureißen vermochte er allerdings nicht.

Stichwort Levi: Nicht nur in besagtem Spiel blühte er auf, sondern das gesamte Turnier über machte er als bester Spieler der Marines von sich Reden. Es wäre ihm zu wünschen, dass er auch zu den Worlds seine Mitspieler zu Höchstleistungen treiben kann.

Europa

Europa wird bei der World Championship von G2 Esports, den Misfits Gaming und Fnatic vertreten werden. G2 und Misfits dürfen schon in der Gruppenphase starten, während sich Fnatic noch in der Play-In-Phase beweisen muss. Dass Fnatic den Sprung in die Gruppenphase schafft, liegt im Bereich des Machbaren. Ob wir jedoch die europäischen Teams im Viertelfinale oder gar im Halbfinale oder Finale sehen werden, ist mehr als fraglich.


Hoffnungsträger Nummer eins ist G2 Esports. Das Team vom spanischen Ex-Profi Carlos 'ocelote' Rodríguez gewann die EU LCS viermal in Folge und ist deshalb als europäisches Spitzenteam einzuordnen. Was aber auf europäischem Boden seit geraumer Zeit von Erfolg gekrönt ist, konnte in der Vergangenheit im internationalen Vergleich kaum mithalten. So muss man seitens G2 die knappe noch verbleibende Zeit nutzen, um sich dem Weltklasse-Niveau von Teams wie SKT T1 anzunähern. Dann ist vielleicht das Vorstoßen in das Viertelfinale – mit einer gehörigen Portion Glück sogar das Halbfinale – möglich. Ansonsten droht ähnlich dem letzten Jahr ein frühes Ausscheiden.

Die Chancen für die Misfits und Fnatic sehen nicht rosiger aus als jene von G2, eher ist das Gegenteil festzustellen. Wenn Fnatic die Play-In-Phase übersteht, ist ein Viertelfinaleinzug nicht gänzlich unrealistisch. Für die Misfits hingegen wird es wohl sehr schwer werden, die Gruppenphase zu überleben. Für sie bedarf es einer Steigerung der zuletzt schon guten Leistungen und mehr als ein bisschen Glück, um sich auf internationalem Spitzenniveau behaupten zu können.


Ein Weiterkommen der europäischen Teams wäre wünschenswert. Alles in allem wird diese Aufgabe alles andere als leicht, unmöglich ist sie aber nicht. Drücken wir die Daumen.

Nordamerika

Team SoloMid, die Immortals sowie Cloud9 treten für die nordamerikanische Region bei der World Championship an. Cloud9 muss als Seed #3 die Play-In-Phase durchlaufen, im Gegenzug sind TSM und Immortals bereits in der Gruppenphase gesetzt. Die Teams aus NA ähneln in der Hinsicht ihren europäischen Kollegen, dass sie alles andere als die Favoriten auf den Titel sind. Eher noch wäre das Überstehen der Gruppenphase als Erfolg zu werten.


Dennoch ist die Ausgangslage nicht allzu schlecht. So ist in erster Linie die Qualität des NA LCS-Gewinners TSM nicht abzustreiten. Zwar strauchelte das Team in letzter Zeit international ein wenig, doch das Lineup um Mid-Laner Bjergsen kann an guten Tagen nahezu jeden Gegner schlagen. Als bestes Team Nordamerikas ist es an TSM, den großen Kontrahenten aus Korea Paroli zu bieten. Möglich ist dieses Unterfangen. Wie gut dies gelingt, wird sich zeigen.

Die Immortals haben einen starken Summer Split gespielt. Kann das Team an diese Leistungen anknüpfen, ist das Überstehen der Gruppenphase vielleicht möglich. Den ganz großen Wurf werden die „Unsterblichen“ aber nicht landen. Wie Cloud9 hingegen abschneiden wird, ist im Vornherein nur schwerlich einzuschätzen. Zeigt man dieselbe Leistung wie im Summer Split, ist in der Play-In-Phase oder spätestens in der Groupstage Endstation. Findet man allerdings zu alter Stärke zurück, ist das Viertel- oder Halbfinale möglich.


Ich persönlich hoffe auf ein gutes Abschneiden der nordamerikanischen Teams bei den Worlds. Die Chancen darauf sind im Gegensatz zu Europa wohl marginal höher, aber gegen die asiatischen Teams wird ein Ankommen dennoch sehr schwer. Lassen wir uns überraschen.

Wildcard-Teams

Den Teilnehmern aus den Wildcard-Regionen kommt von jeher die Rolle der Underdogs zu. Bedenkt man die Spielstärke der „größeren“ Regionen wie Korea, China, NA, EU und Taiwan, ist dies auch nicht weiter verwunderlich. Ferner jagt die diesjährige World Championship die Hälfte der Teams zunächst durch eine Play-In-Phase, aus welcher nur 4 Teams in die Gruppenphase weiterkommen. An dieser müssen alle Wildcard-Teams partizipieren, lediglich die GIGABYTE Marines sind aufgrund ihrer Platzierung bei dem MSI 2017 in der Gruppenphase gesetzt. Dieses System lässt ein Weiterkommen der Wildcard-Teams ziemlich unrealistisch erscheinen.

Wenn auch unwahrscheinlich, dem Turnier würde es nicht schaden, wenn ein kleiner Außenseiter das Play-In überstehen und das Turnier kräftig aufmischen würde. Ein möglicher Kandidat für diese Rolle ist das russische Gambit.CIS.


Mit dem Jungler Danil 'Diamondprox' Reshetnikov und dem Support Edward 'Edward' Abgaryan hat das Team gleich zwei bekannte Gesichter mit im Gepäck, die bei den Worlds ihre Rückkehr auf das internationale Parkett feiern. Zudem stehen mit Alexander 'PvPStejos' Glazkov und Mykhailo 'Kira' Harmash zwei Spieler der letztjährigen World Championship-Überraschung Albus NoX Luna im Lineup. Aus Fan-Sicht wäre Gambit der perfekte Kandidat, um aus den Play-Ins kommend für frischen Wind im Turnier zu sorgen.

Meine Hoffnungen

Alles in allem freue ich mich sehr auf die diesjährige World Championship. Was das Turnier allerdings für wohl alle Zuschauer spannender machen würde, wären ausgeglichene Spiele mündend in einem Turnier mit unvorhergesehenen Ergebnissen. Das meint ein Turnier, in dem für lange Zeit unter anderem der Sieger nicht abzusehen ist.


Aus westlicher Sicht wünsche ich mir selbstverständlich ein gutes Auftreten der europäischen sowie der nordamerikanischen Teams. Es muss ja nicht gleich der Weltmeisterschaftstitel sein, aber gute Performances und das Mithalten mit anderen, größeren Regionen wären erfreulich.

Des Weiteren sorgen Überraschungen für das perfekte Turnier-Feeling. Demnach erhoffe ich mir einen überraschend stark aufspielenden Underdog, so wie das russische Team Albus NoX Luna die vergangenen Worlds aufmischen konnte. Ebenso willkommen wären gelegentliche unerwartete Picks und Strategien, damit die Routine der mehr oder weniger festen Meta auch mal durchbrochen wird.

Unter dem Strich hoffe ich auf ein großartiges League of Legends-Event.

Was denkt Ihr über das Teilnehmerfeld? Was wollt Ihr zusätzlich zum Turnier loswerden?

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