Geposted von Nym,
In den vergangenen Monaten wurde häufiger Kritik an den Richtlinien der Challenger Series laut. Nun musste sich ein Team im Halbfinale der Playoffs wegen einer Hacker-Attacke geschlagen geben. Zeit für eine Veränderung? Im gestrigen Best-of-3 sah es gut für Denial eSports aus. Auch wenn ihr Gegnerteam Dignitas EU sie in der regulären Saison zweimal schlagen konnte, schienen sich Änderungen in der Aufstellung und die Erfahrung der Teammitglieder auszuzahlen. Das erste Spiel der Serie gewann Denial überzeugend. Doch dann tauchten die ersten Probleme auf: Der Jungler des Teams Thomas "Kirei" Yuen konnte keine Verbindung zum Server mehr herstellen. Nach einer langen Wartezeit gelang es schließlich doch und Denial musste zur Strafe ohne Banns in die zweite Partie starten. Auch hier sah es zeitweise gut für das Team aus. Letztlich machten sie jedoch in den entscheidenden Momenten Fehler, sodass Dignitas zu einem 1:1 aufschließen konnte. Ein drittes Match sollte also entscheiden, welches der Teams ins Finale einzieht. Erneut gelang es Denial, sich einen Vorsprung zu erarbeiten. Doch dann traten erneute Verbindungsprobleme bei Kirei auf. Laut eigener Aussage wurde er Opfer eines sogenannten DDoS, seine Internetleitung wurde also mutwillig durch Fremdeinwirkung überlastet, um seine Verbindung zum LoL-Server zu verhindern. Die Spieler von Denial wären auch bereit gewesen es vier gegen fünf zu versuchen, dies wurde von Riot jedoch nicht gestattet. Der Sieg der Serie und damit ein Platz im Finale wurde Dignitas zugesprochen.

Challenger Series Format

Der ein oder andere mag sich nun vielleicht wundern, wie so was überhaupt möglich ist. Die Erklärung ist einfach: Bis auf das Finale der Playoffs werden alle Spiele der Challenger Series online ausgetragen. Zwar ist es möglich sich unter anderem durch Software gezielt vor DDoS-Angriffen zu schützen, völlige Sicherheit kann jedoch niemals gewährleistet werden. Solange online gespielt wird, kann das DDoS-Risiko nicht gänzlich abgewandt werden.

An dieser Stele drängt sich förmlich die Frage auf, warum Riot ein solches Risiko eingeht und die wichtigen Playoff-Spiele online austragen lässt. An diesen Begegnungen hängt nicht nur viel Geld, auch viele persönliche Schicksale sind davon abhängig. Alle Spiele der Liga offline auszutragen ist derzeit vielleicht sowohl für Riot als auch für die Spieler schwer zu realisieren. Nicht selten sind Spieler der Challenger Series gleichzeitig durch ihre Ausbildung eingebunden. Da die Karriereperspektiven für Spieler in dieser Liga eher ungewiss erscheinen, wollen viele ihre Ausbildung nicht abbrechen oder pausieren. Die insgesamt vier Spielserien der Playoffs offline auszutragen erscheint hingegen durchaus realistisch. Die Tatsache, dass das Finale offline ausgetragen wird weist darauf hin, dass dies organisatorisch für Riot durchaus umzusetzen wäre.

Eine unsichere Investition

Der Erfolg in der Challenger Series scheint nicht nur vom spielerischen Geschick eines Teams abzuhängen. Da Abwerben von Spieler, welches unreglementiert möglich ist, aber auch Störungen der Internetverbindung durch Hacker können großen Einfluss auf die Liga nehmen. In der heutigen Spielserie war außerdem der neu überarbeitete Charakter Gankplank für die Spieler wählbar. Auf den Live-Servern ist er zur Zeit deaktiviert, weshalb eine Vorbereitung sowohl auf das Spiel mit als auch gegen ihn kaum möglich wäre. Unabhängig davon, welchen Einfluss die Wahl von Gankplank durch Dignitas im zweiten Spiel hatte, ist diese Entscheidung von Riot fragwürdig.

All diese möglichen Probleme, denen Teams zum Teil machtlos gegenüberstehen, machen die europäische Challenger Series für potentielle Investoren riskant und damit eher unattraktiv. Sponsoren sind im eSport, genau wie in konventionellen Sportarten auch, unablässig. Wenn ein Spieler in der Lage ist, sie gänzlich auf seine Sportart zu konzentrieren, da er damit seinen Lebensunterhalt bestreiten kann, ist er am ehesten in der Lage sein Potential voll auszuschöpfen. Dies verbessert die Qualität des Sports insgesamt. Die westliche LoL-Szene ist im Vergleich zur asiatischen eher klein und kann bei internationalen Turnieren meist nicht mithalten. Ein wachsen der Challenger Series würde sich vermutlich insgesamt förderlich auf den westlichen eSport auswirken. So könnten mehr Wettbewerb, die Förderung junger Talente und damit langfristig mehr gute Spieler und insgesamt eine weitere Professionalisierung der Szene die Folge sein. Ist die Challenger Series als Investition für potentielle Sponsoren allerdings zu unsicher und damit uninteressant, wird sie und damit die europäische LoL-Szene insgesamt nur langsam wachsen.

Nicht nur potentielle Sponsoren können durch die Unsicherheitsfaktoren der Challenger Series abgeschreckt werden. Auch für den Zuschauer ist es frustrierend, 2 ½ spanende Matches zu verfolgen, um dann zu erfahren, dass die Serie durch Verbindungsprobleme entschieden wird. Plötzlich scheint es völlig irrelevant, wie die beiden Kontrahenten sich geschlagen haben, und die mit Zuschauen verbrachte Zeit irgendwie vergeudet. Es wäre nicht verwunderlich, wenn sich aufgrund solcher Vorfälle Zuschauer von der ohnehin nicht besonders beachteten Liga abwenden. Und eine Liga ohne Zuschauer ist eigentlich für niemanden interessant.

Was sagt ihr zum unerwarteten Ende der Serie zwischen Denial und Dignitas? Findet ihr, Riot sollte die Playoffs offline austragen lassen? Und würdet ihr euch so ein Match live ansehen? Oder ist euch die Challenger Series vollkommen egal?

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    Nym

    Lea Knölcke
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      Deutschland

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