Geposted von CCJanee,
Bereits kurz nach dem Finale der europäischen LCS war Reddit in zwei Fronten aufgeteilt. Viele feierten die spannenden Spiele zwischen den Unicorns of Love und Fnatic. Andere und vor allem LCK-Experte MonteCristo übten harsche Kritik wegen zahlreicher taktischen Fehlern. Vor allem die Aussage von MonteCristo, dass er die Spiele von der europäischen LCS nicht mehr in seinem Livestream analysieren möchte, da alle Aktionen nur aufgrund von Fehlern der Gegner passierten, polarisierte die Fans. Er bezeichnete die Spiele als eine "Shitshow" und fand es fürchterlich, die Fehler der Spieler zu betrachten. Warum sollte er fehlerhafte Baronversuche und willkürliche Teleportationen analysieren? Wenn er ein Spiel langsam auseinanderflücken wolle, schaue er sich lieber die Spiele von EDG, LGD und CJ Entus an.

MonteCristo kennt man als Connoisseur für das Makro-Spiel: Fokus auf Siegpunkte wie Türme und
große Monster, Kartenbewegungen, Kraftmaximalpunkte und Teamkompositionen. Er zelebriert
rationale Entscheidungen und vertraut mehr auf strategische Tiefe als auf technische Finesse.
Über die reguläre Saison gab es in der EU LCS davon am meisten bei H2K und SK Gaming zu sehen,
während vor allem die Unicorns of Love und Fnatic lieber ihre Muskeln gespielt haben und die
Gegner durch Technik überrumpelten. Damit ist nicht gemeint, dass H2K und SK ausschließlich durch
Makro-Management gewonnen haben oder dass UOL und FNC nur durch Spielmacher. Es ist bei allen
Teams eine Mischung aus beidem, wobei die Anteile dieser Spielmechaniken verschieden verteilt
waren.

Der Zuschauer inmitten von strategischer Tiefe und spaßigem Chaos
Es ist die Frage, was wir als Zuschauer sehen wollen. Betrachtet man die Spielerbasis, sieht man eine breite Fächerung in Bronze bis Gold und ab der Anteil von Spielern ab Platin ist relativ klein. Soll das heißen, dass jemand in Silber die Strategie nicht zu schätzen weiß und in Master jeder ein Meistertaktiker ist? Nein, auch hier ist es eine Mischung aus beidem, wobei gesagt werden muss, dass Spieler, die über mehr Spielwissen verfügen, tatsächlich die Strategie besser einschätzen können. Außerdem ist der durchschnittliche Zuschauer kein Hardcore-Fan. Er schaut sich ab und zu ein Spiel an und besitzt eine begrenzte Erfahrung mit dem professionellen Spiel. Er möchte lieber selbst spielen, als sich Spiele anzuschauen. Wenn dieser Zuschauer also einschaltet, erwartet er unterhalten zu werden.
Für manche ist es ein durchdachtes Spiel, aber für fast alle ist es viel spannender, das technische Limit der professionellen Spieler zu beobachten. Die aufregenden, actiongepackten Szenen lassen das Blut eines League of Legends-Spielers kochen wie es das Elfmeterschießen im Fußball tut. Nach diesem kurzweiligem Erlebnis steigt man nun mit einem Glänzen in den Augen eventuell in ein eigenes Spiel und will umsetzen, was soeben gefeiert wurde. Der durchschnittliche Spieler konnte sich in die Situation des Profis hineinversetzen. Das Spiel in der Live-Übertragung ähnelte den Einzelranglistenspielen, die man so liebt, permanente Kämpfe, Chaos und jede Menge Spaß.

Im Gegensatz dazu sieht man in den wenigsten Einzelranglistenspielen einen großen Anteil an
strategischer Tiefe. Diese besteht meist nur aus „all mid“ oder „we need dragon“, egal wie die
Situation aussieht, was natürlich ist, wenn sich fünf zufällige Leute zusammenfinden und sich davor
noch nie gesehen haben. Die Begeisterung für die Aspekte des Makro-Spiels findet man
dementsprechend bei Zuschauern, welche sich intensiver mit der professionellen Szene
auseinandersetzen, da es ein großer Index für die Stärke eines Teams ist. Die Fähigkeit wird
nichtsdestotrotz im selben Maße geschätzt, jedoch soll diese mit dem Ziel eingesetzt werden, sie in
das Makro-Spiel miteinzubinden, wie den Schneeballeffekt aus einer gewonnenen Lane richtig
auszuspielen. Der Spielfluss eines LCS-Spielers ist um Welten kontrollierter, als das Spiel von dir und
mir. Als Reaktion legt das Team einen höheren Fokus auf Vorsicht, Siegpunkte und einiges mehr, wo
man selbst überhaupt nicht dran denken würde, da man sich in diesen Aspekten nicht mit den Profis
identifizieren kann.

Die Statsitik überzeugtBetrachtet man nun die Zahlen des EU-Finales im Vergleich zu den Finalspielen anderer Regionen, wird dieses Chaos noch einmal viel deutlicher. In Europa dauern die die Spiele ähnlich lange an wie in Nordamerika und China, es fallen allerdings mehr Tode. Während in Korea und NA die Quote von Tötung pro Minute relativ gering ist, fällt etwa alle 70 Sekunden in China ein Spieler. In Europa sind es sogar nur 63 Sekunden, was fast eine Tötung pro Minute entspricht. Auch die Statistik gibt MonteChristo recht, denn mehr Tode bedeuten mehr Action und mehr Spaß für die Zuschauer.

Region Tode pro Spiel Minuten pro Spiel Tode pro Minuten EU 33 34:36 0,95 NA 20,75 35:45 0,58 LPL 29,2 33:48 0,86 LCK (Halbfinale) 28 41:36 0,67
Dass MonteCristo harsche Kritik an der mangelnden Strategie bei UOL und FNC ausübt, scheint
berechtigt. Er ist kein Einzelranglistenspieler, der es zufällig geschafft hat, eine berühmte Position zu
erreichen, sondern hat dies durch sein außerordentliches Spielverständnis erreicht, was ihn bis
heute zu einem der besten Strategen der Welt macht. Er verabscheut den Faktor des Zufälligen und
der Unordnung, wie es der Fußballtrainer es hasst, wenn seine Mannschaft nicht die vorgegebene 4-
1-2-1-2-Formation einhält. Daher ist es fundierte und somit berechtigte Kritik und kein Ergebnis eines
losen Mundwerks. Wie man als Zuschauer nun selbst darauf reagiert, bleibt ihm selbst überlassen,
aber es heißt „Erst denken, dann reden“.

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Dieser Artikel wurde verfasst von HunQ, Summoner's Inn RedakteurEin Gott auf Erden, welcher euch mit Material über LCK und Strategie bereichert. CJ Entus Fan. Folgt mir auf Twitter und werdet erleuchtet
Dieser Artikel wurde verfasst von CCJones, Leitung der Redaktion bei Summoner's Inn.selbsternannter LCS Experte und Hobby-Analytiker.Folgt CCJones auf Twitter @CaptainCojones | Nordisch by Nature.

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