"Eine absolute Erfolgsgeschichte": Unicorns-Coach Sheepy im Interview

Sheepy: Sehr unterschiedlich. Als ich damals hineingekommen bin in den Sommer, habe ich einfach ein bisschen übernommen. Ich hatte 2 oder 3 Tage, bevor es losging, das Team zusammen. Wir hatten nämlich Winsome rübergeholt und der kam auch erst in letzter Sekunde an. Ich musste sehr mit dem Support arbeiten, ähnlich wie in diesem Team. Es sind ganz andere Lineups, ein paar Ähnlichkeiten, aber jeweils fünf verschiedene Leute. Der Summer war gezeichnet davon, dass wir uns für das Finale und die EMEA Masters fertig machen mussten. Aber hier arbeite ich viel rudimentärer und strukturierter daran, dass wir auch im Summer ein kompletteres Team sind. Ich habe jetzt viel mehr Zeit. Es ist schön, dass wir den Spring gewonnen haben, aber ich habe noch viel mehr drauf, was wir lernen müssen, und da konnte ich mir jetzt mehr Zeit lassen.

An der Mentalität zu arbeiten war wohl eine der schwersten Sachen, man sieht es auch teilweise hier im Finale. Viele haben mit verschiedenen Dämonen zu kämpfen, wie man in Drucksituationen oder mit Kritik umgeht. Wenn dann Druck aufkommt, ist es wichtig, dies antrainiert zu haben. Das haben wir auch in verschiedenen Situationen. Ich habe sie mit Absicht manchmal so richtig auspowern lassen, damit sie in diesen Modus hereinkommen, um zu sehen, was da alles ist, und auch diesen Willen auszubauen. Das war nicht so einfach. Eine bunte Mischung - die alle auf den gleichen Nenner zu bekommen, war eine extrem schwere Herausforderung. Aber dafür haben wir jetzt gute Grundsteine gelegt und das kann ich bei den EMEA Masters und im Summer ausbauen.

Ja, da kam natürlich Gegenwehr. Aber wenn sie nicht das machen, was ich sage, dann können wir nicht zusammenarbeiten. Es ist nicht böse gemeint, aber ich weiß, was gebraucht wird, damit man einen Titel gewinnt, zumindest von meinem Verständnis her. Das kommuniziere ich klar und ich werde mich da nicht zurückhalten, sondern ich sage denen klipp und klar, was ich denke und was das für Konsequenzen hat. Ich glaube, mit dieser Ehrlichkeit muss man am Anfang erst einmal klarkommen und dann wird es auch geschätzt, dass sich jemand so reinhängt, selbst gegen den eigenen Willen, damit man erfolgreich ist.

Eine total andere Mentalität. Die beiden kommen aus Korea und sind Superstars, kommen hier her, um die Liga zu gewinnen. Sie dann zu motivieren, an ihren Fehlern zu arbeiten und sich sozusagen auf das gleiche Level zu begeben wie die anderen, ist immer etwas schwierig. Zudem entwickelt man sich ja weiter, mit Verbindungen und Reden und wenn man Zeit miteinander verbringt. Das ist aber schwer, wenn das Englisch nicht so gut und die Kultur anders ist. Deshalb war es am Anfang ein wenig schwierig und wir hatten auch ernstere Gespräche, um ein bisschen zusammenzukommen. Das haben wir über die Zeit relativ gut geschafft und die Leute haben auch ein bisschen Demut gelernt.

Kann gut sein, aber für alle Leute, die irgendwelche Spieler rüberholen wollen: Das ist ein echt schwieriger Prozess, vor allem die Spieler zu finden. Ich habe Stunden und Tage daran gesessen, alles auszuscouten und mit Agenten zu sprechen. Es war eine Scheiß-Arbeit. Wenn Leute das machen wollen, gerne. Es gibt viele Talente - Englisch sprechen muss man dafür. Schaut auch bitte auf meinen Vater, "UOLdad" bei Twitter. Ein toller Vater, der wirklich die ganze Arbeit gemacht hat. Das Ausfüllen von allem usw. Ohne ihn und Marc 'Sleet' (Schneider, Manager bei UoL, Anm. d. Red.) wäre das überhaupt nicht möglich gewesen.

Eine absolute Erfolgsgeschichte. Sie kam rein und hat ebenfalls mit sehr vielen Dämonen zu kämpfen. Einmal mit sich selber, wie die Ansprüche sind und auch, was sie selbst umsetzen möchte. Allerdings auch, was andere Leute auf sie projizieren, weil sie eine Frau im E-Sport ist und ob sie es schafft. Da musst du fast 130% besser sein als das, was du hast, um da entgegenwirken zu können. Sayna hat eine tolle Leistung gegeben und das Spiel gewonnen. Wir haben drei Spiele gespielt und zwei verloren, aber das war zu 100 Prozent nicht der Grund, wieso wir verloren haben, sondern weil jeder im Team gleich schlecht gespielt hat. Sie hat sich persönlich sehr weiterentwickelt und mir geholfen, das Team weiterzubringen. Sie ist ein vollwertiges Mitglied des Teams und ich bin sehr stolz auf sie.

Ich hoffe doch. Können natürlich, kommt vorbei, spielt Tryouts, erreicht Challenger oder Grandmaster, spielt ein paar Spiele, testet euch aus und schaut nicht zu sehr auf die Männer. Männer haben auch nicht immer Ahnung. Die sind auch nur simple Wesen. Sie sollen ihren eigenen Weg gehen, sich auf sich selbst fokussieren, so gut es geht. Wenn irgendjemand Probleme hat, schreibt gerne Sayna auf Twitter an. Sie hat Erfahrung in Hülle und Fülle und auch von unserer Seite bin ich immer offen dafür, dass eine Frau bei uns im Lineup spielt. Auch wenn es "nur" Substitute war, hat man gesehen, dass sie auf der Bühne mithalten kann.