Geposted von BerniErni,
Hallo! Dass du hier gelandet bist, kann verschiedene Gründe haben. Entweder du bist alteingesessener League of Legends-Esport-Fan und willst dein Hobby Revue passieren lassen oder du bist Stammgast bei Summoner’s Inn und liest jeden unserer Artikel (Danke dafür!). Oder aber, und jetzt wird es wichtig, du bist neu hier – und möchtest verstehen, was der Esport eigentlich ist und wieso sich so viele Leute dafür begeistern. In dem Fall: Herzlich willkommen! Lass es mich dir zeigen.

Zu aller Anfang…



…keine Sorge! Es wird hier nicht darum gehen, ob Esport als Sport gelten soll, ob Counter-Strike jetzt ein Killerspiel ist oder eine Unterscheidung zwischen "Esport" und "eGaming" getroffen werden soll. Das alles sind sicherlich spannende und wichtige Diskussionen und haben ihren Platz auch hier auf unserer Seite, jedoch möchte ich mal darüber hinwegschauen.

Ich verstehe, dass man in diesen Punkten verschiedener Meinung sein kann. Ich verstehe, dass es Argumente für beide Richtungen gibt und man Dinge immer aus wenigstens zwei Perspektiven sehen sollte. Ich werde dich nicht als „60-jährigen Rentner ohne Ahnung“ oder anderswie beleidigen. Doch: Bitte, tu du dies umgekehrt auch nicht.

Keine Panik! Ich helfe dir dabei, denn ich und viele andere hier auf unserer Homepage sind begeistert vom Esport. Ich lass‘ dich quasi durch meine Augen auf den Esport und die Szene blicken und führe dich vom Großen hin zu den kleinen Elementen, die das kompetitive Computerspielen für mich so beeindruckend machen. Ready? Dann mal los.

Der internationale Bolzplatz



Als ich klein war, gab es in meiner Nachbarschaft einen Bolzplatz. Einen Platz, halb Rasen, halb gefestigter Sand, mit zwei maroden, selbstgebauten Fußballtoren ohne Netz. Lange Zeit war das unser Bernabéu. Unser Anfield. Unser Westfalenstadion. Ja, es war unsere Arena.

Mit "uns" meine ich meine Nachbarschaft, vor allem die Kinder und Jugendlichen. Man traf sich auf dem Bolzplatz und kickte einfach, bis es dunkel wurde. Dabei spielte eine Rolle: Wer bringt einen Ball mit? Wer geht ins Tor? Wer kann am besten Fußball spielen?

Dabei spielte keine Rolle: Herkunft, Alter, Schulbildung. Man spielte einfach eine Runde. DAS ist es, was ein gemeinsames Hobby kann, DAS ist es, was den Sport ausmacht, DAS ist es, was verbindet.

Und das war meine Nachbarschaft. Man stelle sich vor, es wäre möglich, mit Menschen aus ganz Europa zu spielen. Man spricht miteinander, spielt miteinander, gewinnt und verliert miteinander. Das ist Verbindung auf einer ganz neuen Ebene. Denn, ich will nicht lügen, beim "Bolzen", wie wir es nannten, spielte es eine Rolle, welches Geschlecht man hatte oder ob man körperlich eingeschränkt ist.

Beim Esport spielt das keine Rolle. Man trifft sich virtuell und spielt einfach. Ich kann zeitgleich mit Leuten aus Spanien, Italien, Frankreich und England spielen. Zugegebenermaßen ist das vielleicht etwas hochgegriffen, aber ist das in gewissen Maßen nicht sogar eigentlich der Traum, das Ziel der Europäischen Union?



Summoner’s Rift ist der internationale Bolzplatz. Und ja, ich verstehe eine Sache, die dir mit Sicherheit merkwürdig vorkommt: Das Ganze findet nur virtuell statt. Ja, das ist richtig. Ich komme später noch dazu, keine Angst! Allerdings rede ich auch nicht vom bloßen Zocken, sondern vom Esport.

Betrachtet man den Esport, sieht man sehr gut, dass dieses Gefühl in das echte Leben überschwappt. Glaubst du mir nicht? Als ich das erste Mal in Berlin bei der LEC im Studio war, war der Zuschauerraum voll besetzt. Wir saßen da und haben uns gemeinsam die Spiele angeschaut. Gemeinsam gejubelt, gemeinsam gezweifelt, gemeinsam gezittert.



Und hinter mir? Hinter mir saßen zwei mir vorher völlig fremde Schotten. Und wir haben uns einfach über das Spiel unterhalten. Über die LEC. Über die Szene. Und jetzt sag mir nochmal, dass der Esport nicht verbindet.

Der Sozialfaktor



Und eigentlich sind wir da doch auch gleich beim nächsten Thema: der Sozialfaktor. Wie oft habe ich schon gehört, dass Zocken doch total unsozial sei. Das Klischee vom dicken, schwitzenden, stinkenden Kellerkind hab' ich mehr als einmal abbekommen.

Vielleicht denkst du ja auch so, wer weiß. Ich bin dir nicht böse! Kein Stress! Aber ich muss eine Sache klarstellen. Zocken ist ziemlich sozial.

Wenn ich mir beispielsweise den Freundeskreis aus meiner Schulzeit anschaue und dies mit den Leuten vergleiche, die nicht zocken oder gezockt haben, dann fällt mir vor allem auf, wie viel Kontakt ich noch zu meinen Kumpels habe. Wahrscheinlich deutlich mehr als die anderen.

Denn tatsächlich rede ich zumindest (!) jeden zweiten Tag mit ihnen. Drei bis sechs Leute, manchmal auch mehr, treffen sich im TeamSpeak, respektive Discord, und quatschen miteinander. Spielen miteinander. Unternehmen etwas gemeinsam.

Machst du noch täglich etwas mit deinen Schulfreunden? Nein? Warum denn nicht? Man hört dann oft Dinge wie: "Wir haben alle schon etwas vor, Termine finden ist schwer", oder: "Sie wohnen so weit weg, nach dem Abi sind ja alle zum Studieren weggezogen".

Ja… Wenn es doch nur etwas geben würde, das man überall von zu Hause aus machen könnte. Etwas, das keine Vorbereitung braucht. Etwas, das nicht lange dauert. Etwas, das verbindet (obwohl – das hatten wir ja schon). Etwas, das gemeinsam mehr Spaß macht als allein.

Und ganz ruhig, ich verstehe dich, wir sehen uns dabei nicht wirklich. Aber das tut man beim Telefonieren doch auch nicht. Beim Schreiben auf Whatsapp redet man nicht mal. Wo ist denn da der Unterschied? Stimmt! Beim Zocken TUT man etwas.

Und soll ich dir mal was sagen? Wir treffen uns auch ab und an im echten Leben. Eben WEIL wir gemeinsam zocken. Und dann grillen wir, schauen uns einen Film an, trinken ein Bierchen gemeinsam, schauen Fußball, gehen feiern (Ja, das machen wir wirklich!) und fahren sogar zusammen in den Urlaub. Ist das nicht sozial?

Und, um zurück zum Esport zu kommen, wir schauen gemeinsam Spiele. Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir um drei Uhr morgens das League of Legends-Weltmeisterschaftsfinale 2017 angeschaut haben, wie wir uns auch normale Spiele in der LEC und LCS ansehen, wie wir uns über die Spielzüge und Fehler der Spieler unterhalten und darüber lachen. Ob ich jetzt die Sportschau oder LEC mit Freunden schaue, macht doch wirklich keinen Unterschied, oder? Komm' übrigens gern mal mit, wenn du Bock hast!




Faszination… League?



Was ist jetzt mit League of Legends? Das ist sicher die Frage, die dir im Kopf herumschwirrt. Klar, FIFA kennt man ja, das spielt ja auch quasi jeder. Das zu akzeptieren fällt dir vielleicht einfacher, sei es auch unter dem Namen "eFootball" oder "eGaming" oder etwas anderes in die Richtung.

Selbiges gilt vielleicht auch für NBA-Spiele, für andere Sportsimulationen, vielleicht, aber auch nur vielleicht, auch noch Formel 1-Esport. Aber mit League of Legends wirst du noch nicht so bunt? Und mit Counter-Strike erst recht nicht? Hmm…

Lass mich dir helfen. Ich bin meines Zeichens begeisterter Fußball-Fan. Außerdem spiele ich Schach. Und League of Legends. Was könnten diese drei Wettkämpfe gemein haben? Das bloße „Fan-Sein“ wird durch die oberen Punkte abgedeckt, was also fasziniert mich so sehr daran, am Esport teilzuhaben? Und am Schach? Und am Fußball? Die Antwort ist, für mich, Taktik.



Wenn ich im Schach mit Schwarz die Caro-Kann Verteidigung wähle, gehe ich relativ defensiv in die Partie, mit der Sizilianischen Verteidigung bin ich recht offensiv unterwegs. Und, keine Sorge, das versteht hier kaum einer außer mir.

Aber lass es mich mit Fußball erklären. Wenn ich mit einer falschen Neun spiele, dann möchte ich mit spielerischen Mitteln die gegnerische Abwehr überlaufen. Wenn ich hingegen mit einem klassischen Stürmer spielen lasse, kann es sehr gut über Flanken in die Mitte und hohe Bälle funktionieren.

Und bei League? Wenn ich mit Vayne und Kassadin spiele, dann weiß ich, dass ich im frühen Spielverlauf wenig zu melden habe, im späteren aber sehr stark bin.

Das ist, zugegeben rudimentär und auf das Unterste heruntergebrochen, Taktik. Und das ist es, was ich so an LoL liebe. Deswegen genieße ich es, das Spiel zu spielen. Deswegen genieße ich es, zuzuschauen und deswegen schreibe ich Artikel über den Esport. Doch damit nicht genug. Es gibt noch ein viertes und letztes Argument in meinem Plädoyer für den Esport.

Mein Hobby



League of Legends ist mein Hobby. Ich gebe ja zu, ich hab 'ne ganze Zeit gebraucht, um mir das einzugestehen, aber es ist wirklich so. Wenn ich mich mehrmals die Woche mit meinen Freunden zum Zocken verabrede, mit ihnen über das Thema spreche und das Ganze sogar sehr gerne mache, dann ist es eben ein Hobby.

Ein Hobby, zusammen mit Fußball, Schach und den Klassikern wie Radfahren oder Freunde treffen. Und ich zähle es mittlerweile ganz normal auf, es gehört ein Stück weit zu meinem Leben dazu.



Ich spiele LoL, um mich zu entspannen, ich schaue Esport gegen die Langweile und ich schreibe sogar Artikel dazu und ein paar tausend Leute lesen sich die sogar durch.

Mindestens ein paar tausend Leuten geht es also so wie mir. Und sie interessieren sich dafür. Ich hoffe, du jetzt auch.
Wenn du Fragen hast, stell sie gern in den Kommentaren (oder mir persönlich via Twitter, falls du mit deinem Namen hier nicht öffentlich stehen willst), ich beantworte dir alles.

Viele Grüße!

BerniErni

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    Bernd Wilken
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