Geposted von Funk1ll3r,
DRX, KT Rolster, T1: Die LCK strotzt nur so vor großen Namen, vor Stars und Legenden. In diesem Spring Split überraschte allerdings ein Team, das kaum jemand als realistischen Titelkandidaten auf dem Zettel hatte: die Afreeca Freecs.

Kein MaRin, kein Problem?



2017 überstrahlte ein Name im Roster der Organisation alle anderen: Gyeong-Hwan 'MaRin' Jang, World Champion von 2015. Der Top-Laner war zumindest auf dem Papier im vergangenen Jahr der große Star der Freecs.

Mit ihm erreichte das Team in beiden Splits den fünften Platz, scheiterte jeweils mit 0:2 im Wildcard-Match gegen MVP und SK Telecom T1. Bei den Regional Finals verpassten die Afreeca Freecs das entscheidende Match gegen KT Rolster nur knapp - aufgrund einer 2:3-Niederlage gegen den späteren World Champion Samsung Galaxy.

Das Potential des Lineups schien an manchen Stellen immer wieder durch, insgesamt reichte es aber nicht, um mit den Top-Teams der stärksten Region der Welt auf Dauer mitzuhalten.

Mit MaRin verließ der große Star und Anführer das Team in der Off-Season und mit Gi-in 'Kiin' Kim ersetzte ihn ein quasi unbeschriebenes Blatt, das in seinem allerersten LCK-Split zwar immer wieder positiv auffiel, mit Ever8 Winners aber sang- und klanglos abgestieg.

Was für viele Fans zum damaligen Zeitpunkt ein großer Verlust war, könnte sich im Nachhinein als Befreiung entpuppt haben, denn seit jeher verlangt MaRin viel Aufmerksamkeit im Spiel, was wiederum die Möglichkeiten seiner Teams einschränkt.



Mit Kiin erhielten die Freecs einen Top-Laner, der auch klarkommt, wenn er auf sich gestellt ist. Zudem bringt der junge Südkoreaner einen bemerkenswerten Champion-Pool mit sich: Im Spring Split spielte er 12 verschiedene Champions, so viele wie Kyung-ho 'Smeb' Song und mehr als Seong-jin 'CuVee' Lee (10) oder Dong-ha 'Khan' Kim (8). Ein besonderer Pick, den nur wenige Top-Laner weltweit versuchten, ist dabei Ryze.

Einheit statt Einzelspieler



Ohnehin ist festzustellen, dass keiner der Afreeca-Spieler bei einer entsprechenden Umfrage als großer Star abgestempelt werden würde. Das Team brilliert als gut eingespielte Einheit, in der die Zahnräder nahezu perfekt ineinandergreifen.

Selbst Seo-haeng 'Kuro' Lee, der seit Jahren auf einem konstant hohen Niveau spielt und in seiner Vergangenheit lediglich gegen Sang-hyeok 'Faker' Lee in einigen Fällen auffallend schlecht aussah, würde von den wenigsten Verfolgern der Szene als Star bezeichnet werden.

Ein Grund dafür dürfte auch die Tatsache sein, dass er mit Mitspielern wie Smeb, Wang-ho 'Peanut' Han, Jong-in 'PraY' Kim oder Beom-hyeon 'GorillA' Kang bereits von großen Namen umgeben war. Für Kuro war es damals nicht nötig, diese Rolle einzunehmen.



Aber auch ohne Teammates, die zu den besten Spielern aller Zeiten in der League of Legends-Geschichte gehören, hat es der Mid-Laner geschafft, erfolgreich zu sein.

Zum zweiten Mal in Folge sammelte er viele MVP-Punkte in der regulären Saison der LCK. Nach einem geteilten ersten Platz mit Bo-seong 'Bdd' Gwak im Sommer belegte er diesmal gemeinsam mit Peanut und seinem Mitspieler Jong-ik 'TusiN' Park den zweiten Platz.

Mit Kalkül zum Erfolg



Dabei steht Kuros generelles Image, eher auf Kontrolle bedacht zu sein, sinnbildlich für die Afreeca Freecs. Diese überließen im Spring Split 2018 die Clown Fiestas und Blutbäder den Konkurrenten in der LCK und fokussierten sich viel eher darauf, mit schlauen Aktionen und wenig Risiko zum Sieg zu kommen.

Mit nur 0,41 gefallenen Kills pro Minute wurden in Matches mit Beteiligung der Freecs im Schnitt die wenigsten Champions eliminiert. Auch bei den geholten Kills lag das Team im Vergleich mit den Gegnern im hinteren Feld: 373 Kills standen unterm Strich für das Team, nur Gen.G und die beiden Summer Promotion-Teilnehmer MVP und KONGDOO MONSTER nahmen weniger Champions aus dem Spiel.

Möglicherweise ist das - neben der fehlenden Star-Power - eine der Erklärungen dafür, warum die Afreeca Freecs bis zuletzt wenig bis gar keine Anerkennung für ihre Leistungen erhielten.

Die Zahlen jedoch sprechen klar für das Team: Wenn es um Elder-Drake- und Baron-Kontrolle geht, sind Kuro und Co. ganz oben mit dabei. Besonders eindrucksvoll sind die Freecs im Bereich Vision: Mit fast 5,5 gestellten und über 2,4 zerstörten Wards pro Minute sind sie die Nummer eins in der LCK.

Zum Vergleich: In der EU LCS und insbesondere in der NA LCS wären sie mit diesen Statistiken noch deutlicher an der Spitze.



Der Zweite der regulären Saison überlässt (fast) nichts dem Zufall. Dies bekam am Sonntag im letzten Playoff-Match vor dem Finale auch KT Rolster zu spüren. Afreeca bereitete sich kreativ auf den namhaften Gegner vor - und das mit Erfolg.

Wie flexibel das Quintett um Support-Spieler Jong-ik 'TusiN' Park, der einen sehr guten Split spielt, sein kann, zeigte alleine diese Serie: Malphite, Vel'Koz, Kai'sa und Yasuo packte das Überraschungsteam dieses Frühlings aus und gewann alle Spiele mit diesem Champions.



Afreeca bestraft schnell und hart



Ähnlich wie Titelfavorit KINGZONE DragonX bestrafen die Afreeca Freecs Fehler des Gegners schnell und hart. Schlechte Entscheidungen gegen dieses Team wirken sich meist verheerend aus. Nur eines von vielen Beispielen ist das dritte Game gegen KT Rolster.

Nach rund 20 Minuten ließen Smeb und Co. ihren ersten Mid-Lane-Tower völlig alleine, um einen Cloud-Drake zu sichern. Dies nutzten die Freecs aus, um das Gebäude zu bedrohen, was KT Rolster veranlasste, einen Team-Fight zu forcieren. Nach einem Kill gegen Dong-bin 'Score' Go schnappten sich Kuro und Co. Baron Nashor.

Mit dem Buff zerstörte Afreeca mehrere Tower und beschädigte den zweiten in der Mitte zur Hälfte. Ein einziger weiterer Play reichte aus, um das Spiel zu beenden und mit 2:1 in Führung zu gehen. Erneut stellte KT mehrere Spieler ab, um einen Cloud-Drake zu killen.

Dadurch zerstörte der Gegner den beschädigten Tower in der Mid-Lane und fing an, auf den Inhibitor-Tower einzuprügeln. Aus der eigenen Basis herannahend wollte KT Rolster diesen verteidigen, doch TusiN startete blitzschnell einen Engage auf Hyuk-kyu 'Deft' Kim, der seinem Team den Team-Fight und auch den Sieg brachte.





Ohne Glanz und Gloria, aber gnadenlos effizient: Die Afreeca Freecs spielen selten spektakulär, dafür äußerst erfolgreich und überlegt. Als funktionierendes Team haben sie sich in die Riege der LCK-Top-Teams geschlichen, vorbei am World Champion-Lineup von KSV eSports und Fakers SK Telecom T1.

Unabhängig vom Ausgang des Endspiels gegen KINGZONE DragonX am Samstag gehören die Freecs momentan zu den besten Teams der Welt und sind definitiv ein Lineup, das Fans auf dem Zettel haben müssen, wenn es um die Qualifikation für die diesjährige World Championship in Südkorea geht.




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Teaserbild: Screenshot von SPOTV

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