Geposted von Sofasportler,
Zu Beginn der fünften Saison kamen Diskussionen zur Anfängerfreundlichkeit von League of Legends auf, da es zu der Zeit sehr viele Neuerungen gab, die das Spiel komplizierter machten. Um die Anfängerfreundlichkeit zu prüfen, schauen wir uns mal die Tutorials an.

Der Sinn eines Tutorials

Die Frage nach dem Sinn eines Tutorials ist weitaus berechtigter, als sie sich anhört. Um es kurz zu fassen: Für den Spieler soll das Tutorial eine Einführung in das Spielgeschehen sein. Eine Hilfestellung. Aber wie sollte ein Tutorial aussehen, um seine Aufgabe bestmöglich zu erfüllen?

Die Frage nach dem idealen Tutorial ist eher genrespezifisch, also beschränken wir uns auf League of Legends: League of Legends ist bekanntermaßen ein MOBA und somit ein Spiel, welches kompetitiv gespielt werden kann. Da League of Legends stark strategisch geprägt ist, ist es wichtig, alle Grundmechaniken in den Tutorials zu erklären, um die volle taktische Vielfalt bieten zu können. Im Falle von League of Legends sollten also die Grundsteuerung, grundlegende Spielmechaniken wie die Runen und Meisterschaften, sowie die Hauptmechaniken der Hauptkarte (also der Summoners Rift) erklärt werden.

Ein anderer wichtiger Aspekt eines Tutorials ist es, den Spieler den Lernstoff in einer Spielsituation beizubringen. Wenn der Spieler eine Mechanik in einem echten Spielszenario lernt, dann wird er sich diese besser merken können und diese besser verstehen. Außerdem wirkt das Tutorial dann nicht aufgezwungen. Es ist wichtig, dass sich das Tutorial nicht wie ein Tutorial anfühlt, sondern eher wie eine richtige Spielsituation, damit der Spieler mehr daraus mitnehmen kann. Wenn es zu langweilig wird (was bei vielen Tutorials der Fall ist), wird der Spieler darauf hinarbeiten, es so schnell wie möglich abzuschließen, wodurch er zwangsläufig weniger daraus mitnehmen wird und er dadurch einige Mechaniken nicht komplett nachvollziehen kann.

Da wir nun eine Vorstellung von einem optimalen Tutorial haben, schauen wir uns die beiden Tutorials mal an.

Das einfache Tutorial

„Lerne die Grundlagen auf dieser Tutorialkarte“. Mit dieser Beschreibung lädt euch dieses Tutorial zum Spielen ein. Dieses Versprechen kann das Tutorial durchaus halten. Nicht mehr und nicht weniger.

Vorweg: Dieses Tutorial erfüllt seinen Zweck. Es bringt euch die einfache Steuerung und die Grundmechaniken der Türme, sowie des Nexus bei. Dabei wirkt dieses Tutorial zwar träge, aber es ist kurz genug, um den Spieler nicht abzuschrecken.

In diesem Tutorial bewegt ihr euch gefühlt weniger, als ihr überhaupt spielen dürft. Die Sprecherin hindert das Tutorial stark, einen Spielfluss aufzubauen. Das Tutorial wirkt stark aufgezwungen, was es eigentlich auch ist. Dieses Tutorial muss von jedem gespielt werden. Egal, ob ihr ein Anfänger, ein Smurf, oder ein DOTA-Profispieler seid. Bei anderen Moba‘s wie Heroes of the Storm werdet ihr vorher gefragt, wie erfahren ihr im MOBA-Genre seid. Vor allem bei solchen Tutorials, die nur für Anfänger des Genres geeignet sind, würde ich die Möglichkeit dieses zu überspringen für sinnvoll halten. Für das Tutorial an sich ist es nicht wichtig, aber ich hielt es für erwähnenswert.

Zurück zum Tutorial. Während ihr gefühlt drei Stunden von der Sprecherin über das Interface und das Spielprinzip aufgeklärt werdet, dürft ihr euer erstes Gameplay genießen: LAUFEN. Wer jetzt gedacht hat, dass er endlich spielen darf, liegt falsch. Schon beim Lauf-Tutorial werdet ihr wieder unterbrochen, nur um es später fortsetzen zu dürfen.

Das Ganze zieht dich dann über das Angriffs-Tutorial, in dem ihr rechtsklicken dürft, über das Fähigkeiten Tutorial, in dem ihr euer W zum Besiegen von sich nicht bewegenden Vasallen benutzen dürft, bis hin zum Einkaufs-Tutorial, in dem ihr mit Ashe auf der Aram-Karte euren Dornenpanzer kaufen dürft. So wird euch die komplexe LoL-Steuerung in zwei Minuten erklärt, wobei der Großteil in einer Textbox steht, die während des Tutorials auftaucht.

Nun kommt wenigstens ein Part im Tutorial, der wirklich gut ist. Dort wird die Gefahr der Türme mit einem Bot-Nunu erklärt, der einfach in sie reinläuft und stirbt. Das Ganze ist anschaulich erklärt und es vermittelt euch das, was es vermitteln soll. Wieso sich daran kein Beispiel genommen wurde, ist nur zu erraten.

Danach dürft ihr Nunus Versuch, das Spiel zu gewinnen, besser machen und zusammen mit euren Vasallen das Spiel gewinnen. Zwischendurch taucht noch ein Bot-Trundle im Gegnerteam auf, der zwar Level Vorteil, aber keine Items hat und euch so nicht mal töten kann. Wenn er euch angreift, tötet ihn der Dornenpanzer, ohne, dass ihr einen Angriff auf ihn machen müsst (Man wollte hier wohl ganz sichergehen, dass der Spieler dieses Tutorial nicht verlieren kann).

Im Folgendem dürft ihr dann die Basis des Gegners stürmen, in der ein paar Türme fehlen und das Spiel beenden.

Dieses Tutorial erfüllt halt seinen Zweck. Es ist nicht spannend, es ist auch zum Teil aufgezwungen, aber es erklärt das Wichtigste und ist aufgrund seiner Kürze vertretbar.

Das Kampftraining

„Lerne fortgeschrittene Techniken bei einer begleiteten Runde in der Kluft der Beschwörer.“
Nachdem das Pflicht-Tutorial immerhin seinen Zweck erfüllt hat, kommt nun das wahrscheinlich schlechteste Tutorial, was ich jemals gesehen habe.

Aber fangen wir vorne an: Dieses Tutorial ist freiwillig, gibt euch aber 400 Einflusspunkte, wenn ihr es zum ersten Mal absolviert. Immerhin ein positiver Aspekt, um das Tutorial nicht aufzuzwingen, es aber trotzdem interessant für Neulinge zu machen.

Alles Positive, was diese gute Lösung von vorher mit sich bringt, verfliegt schon bei der Championauswahl. Diese ist merklich nicht mehr aktuell. Die Erklärung der Auswahl ist noch in Ordnung, aber die Champions sind eher suboptimal. Während Garen für seine Position perfekt zum Lernen geeignet ist, ist Ryze eine Katastrophe. Ryze ist seit seinen Anpassungen ein sehr schwerer Champion geworden. Um alleine die Passive und die E zu verstehen, muss man sich die Fähigkeiten öfter durchlesen, was nicht für ein Tutorial geeignet ist. Ein Brand oder Veigar wäre optimal für das Tutorial, da deren Mechaniken sehr viel unkomplizierter sind. Natürlich haben die Tutorial-Champions auch ihren Sinn: Sie alle kosten 450 EP, sodass diese sofort nach dem Tutorial gekauft werden können, aber Ryze ist keine gute Wahl seit der Erneuerung.

Auch Ashe ist nicht optimal. Ihre Mechaniken sind zwar vergleichsweise einfach, aber ihre alternative Skalierung bezüglich der Chance auf kritische Treffer kann vielleicht verwirren, da sie diese als einzige hat. Man sollte bei einem solchen Standart-Wert nach der Regel gehen und im Tutorial einen Champion anbieten, der eine normale Mechanik bezüglich dem kritischen Treffer hat. Sivir wäre wahrscheinlich optimal, aber Ashe ist für das Tutorial noch in Ordnung.

Nach der Championauswahl fängt die Katastrophe jedoch erst richtig an. Das Tutorial fasse ich ein wenig kürzer, da ich wahrscheinlich einen eigenen Artikel über die negativen Aspekte dieses Tutorials schreiben könnte.

Dieses Tutorial dürft ihr in einem Spiel gegen Bots absolvieren. An sich ist das in Ordnung, aber das Ganze fühlt sich sehr stark nach einem Tutorial an. Am Anfang wird euch noch so einiges über die Karte erzählt, was an sich nicht so schlecht ist. Jedoch werden diese Erklärungen in Form von Textboxen gegeben, die ihr anklicken müsst. Dadurch müsst ihr im Spiel einen Text zu den Wölfen durchlesen, um diese dann zu erledigen. Das Ganze nimmt euch den Spielfluss und ist nicht gut ins Tutorial eingearbeitet. So läuft es fast das gesamte Tutorial lang ab: Ihr klickt eine Textbox an, die zum Teil in unpassenden Situationen erscheint (ihr belagert zum Beispiel einen Turm, nachdem ihr einen Gegner getötet habt und sollt, statt die Situation zu ergreifen und den Turm zu zerstören, die Wölfe machen), lest euch den Text durch und erledigt dann das Ziel.

Das passiert die ganze Zeit, wodurch der Lerneffekt eher gering ist. Außerdem hat ein Tipp eine ganz eigene Mechanik. Wenn ihr in ein Gebüsch lauft, dann bekommt ihr die Erklärung zu den Gebüschen. Nur dann. Es wird nicht einmal die Anmerkung gemacht, ein solches Gebüsch aufzusuchen, wodurch es möglich ist, diesen Tipp niemals zu erhalten. Das gilt für einige Informationen. Wenn das Spiel zu schnell angeschlossen wird, bekommt man einige Aufgaben einfach nicht.

Darüber hinaus wird das Spiel im Tutorial ein wenig suboptimal erklärt. Es wird über eine Aufgabenliste gesprochen, in dem es Haupt-und Nebenaufgaben gibt. Diese sollen, solange sie dort angezeigt werden, erledigt werden. League of Legends besteht aus Haupt-und Nebenaufgaben. Die Hauptaufgaben sind: Alle Türme auf einer Lane zerstören, den Inhibitor, beide Nexus-Türme und den Nexus selbst zerstören. Nebenaufgaben sind dann alle Dinge, die euch dies vereinfachen. Also Dinge wie Farmen, andere Türme zerstören, Objekte sichern, Items kaufen (das ist im Tutorial eine Nebenquest) und so weiter. Dieses Tutorial suggeriert dem Spieler, dass ihr im Spiel Aufgaben vom Spiel bekommt und diese dann erfüllen könnt. Im wirklichen Spiel bekommt ihr diese nicht, denn euer Team setzt sich die Aufgaben selbst, was eine der Hauptmechaniken von League of Legends ist und den Anfänger überfordern kann, wenn er das nicht weiß und sich im Spiel über die fehlenden Aufgaben wundert.

Zuletzt gibt es nun noch die Änderungen ab der fünften Saison, die die Karte stark veränderten und nicht im Tutorial vorkommen. Das Ganze fängt schon absurd an, denn am Anfang erzählt die Sprecherin, dass die Vasallen normalerweise in Minute 1.30 erscheinen. Dies ist eine Falschinformation, da sie seit der sechsten Saison in Minute 1.15 erscheinen. Auch Dinge wie der Herold, die Buffs vom Smiten der Jungle-Monster, die Dragon-Buffs, der Baron-Buff, die Krabben und so weiter. All diese Mechaniken werden im Tutorial nicht erklärt und müssen im Internet nachgeschaut werden, oder selbst herausgefunden werden. Woher soll der Spieler denn wissen, dass der Gromp-Buff auf Leben skaliert und die Krabbe mehr Schaden bekommt, wenn sie von CC betroffen ist?

Vor allem an diesen Stellen versagt das Tutorial. In einem Spiel wie League of Legends, in dem der Spieler Entscheidungen treffen muss, was nun der beste Schritt ist, ist es wichtig, alle Mechaniken der Karte zu kennen. Wenn der Spieler die Buffs des Dragons nicht kennt: Woher soll der Spieler wissen, ob er nun einen Turm holen soll, oder den Drachen? Woher soll er wissen, dass der fünfte Drache das Spiel gewinnen kann? Riot muss an dieser Stelle dringend nachbessern, denn sonst wird es den neuen Spielern sehr schwer gemacht, dieses Spiel zu lernen. Dieses Spiel, das von Saison zu Saison verwobener und komplizierter wird.

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