Geposted von Maxellent,
Mit einem neuen Jungler und großen Plänen startete Fnatic in das Esport-Jahr 2020 und hat sich in der LEC bisher denkbar gut geschlagen. Nach den ersten Best-of-Fives kann man den Rekordmeister sogar als Titelfavoriten ansehen. Für Martin 'Rekkles' Larsson und Co. ist die Mission nach wie vor klar: Fnatic will aus dem Schatten von G2 Esports treten und selbst nicht nur den Titel in Europa holen, sondern auch eine internationale Trophäe ergattern.

In den vergangenen Wochen zeichnete sich ein sehr positiver Trend für den Rekordmeister ab: Während G2 Esports sich im Best-of-Five gegen die MAD Lions denkbar schlecht präsentierte, räumte Fnatic erst Origen und dann auch die gegen G2 so stark wirkenden Löwen souverän aus dem Weg.

Wir sehen uns das neue Fnatic genauer an, denn eines ist klar: Nicht nur auf der Jungle-Position hat sich das Team im Vergleich zum Vorjahr verändert.



Neuer Jungler, neuer Coaching-Staff: Frischer Anstrich für Fnatic



Nachdem vor allem zum Ende des vergangenen Jahres Gerüchte aufkamen, bei Fnatic hinge der Haussegen schief, verließen Jungler Mads 'Broxah' Brock-Pedersen und Coach Joey 'YoungBuck' Steltenpool die Organisation.

Den Einfluss von Uneinigkeiten im Team sollte man nicht unterschätzen, weshalb es gut denkbar ist, dass die Verpflichtung von Oskar 'Selfmade' Boderek und Alfonso Aguirre 'Mithy' Rodriguez im Vorfeld des Spring Splits dem Lineup gutgetan hat.

Top-Transfer Selfmade



Der polnische Jungler erwies sich schnell als Upgrade. Während Broxah sich eher auf Setups seiner Teamkollegen verließ, hat Selfmade kein Problem damit, aggressiv zu spielen und die Fnatic-Lanes selbst ins Rollen zu bringen. Abstimmungsprobleme gibt es keine und von Selfmades Spielstil profitieren die Carrys des Teams enorm.

Als vielseitiger Spieler beherrscht Selfmade viele Champions, wobei er auf guten Early-Game-Junglern am stärksten ist. Zuletzt pickte er immer wieder den nach wie vor sehr stark im Meta verankerten Gragas und war mit ihm in der laufenden Saison bislang fast immer erfolgreich.

Ein Faktor für Fnatics Erfolg: Neuzugang Selfmade eröffnet dem Team mehr Möglichkeiten


Selfmade selbst sagte im Interview mit Riots Laure Valée in Woche zwei des Spring Splits: "Ich denke, [Fnatic] brauchte ein neues Gesicht. Einen Rookie, der die Teamatmosphäre komplett verändert."

Am vergangenen Samstag zeigte sich der Pole nach dem Sieg über die MAD Lions sehr zuversichtlich: "Ich finde, Fnatic hat die besten Laner in Europa. Jungle ist sehr einfach zu spielen, wenn man um jede Lane herumspielen kann. [...] Auch wenn jemand in Rückstand gerät, wie unsere Bot-Lane im zweiten Spiel heute, können wir sagen: 'Bwipo, jetzt ist deine Zeit, zu glänzen.' [...] Ich denke, ich kann bei Fnatic mit Leichtigkeit der beste Jungler Europas werden."

Mehr Raum für Kreativität und Mut für Experimente



Doch auch der Coaching-Stil scheint sich bei Fnatic verändert zu haben. Unter Mithy ist das Team im Vergleich zum letzten Jahr deutlich flexibler. Vor allem Gabriel 'Bwipo' Rau und Zdravets 'Hylissang' Galabov haben immer wieder neue Picks parat, wobei Fnatics Top-Laner robuste Teamfighter und der Support-Veteran Playmaker bevorzugt.

Das europäische Top-Team versteift sich in der bisherigen Saison nicht auf bestimmte Champions oder Teamkompositionen, sondern kann sich anpassen und hat viele gefährliche Picks in der Hinterhand. Die Spieler zeigen dabei auch den Mut für Experimente, der nicht bei jedem Profi-Team vorhanden ist. Dies war eine der großen Stärken von G2 Esports im vergangenen Jahr.

Superstar Rekkles deutete in Woche 5 in der Post Game Lobby an, dass sein Ex-Coach dem Team nicht allzu viele Freiheiten eingeräumt hat:

"Ich möchte nichts schlechtreden, was Joey und seine Mitarbeiter gemacht haben. Aber im vergangenen Jahr fühlte es sich so an, als würden sie uns einfach sagen, was zu tun ist. [...] Ich denke einfach, dass es viel besser ist, zu diskutieren, was man als Team machen will. Jeder muss sich wohlfühlen mit dem, was gespielt wird, selbst wenn es nicht der beste Draft ist. Das ist so wichtig und wird sehr unterschätzt."

Mehr Freiheiten für das Team und ein zufriedener Rekkles: Mithy macht in seiner neuen Rolle als Fnatic-Coach bislang offenbar vieles richtig


Unter Mithy scheint es mehr Spielraum zu geben, denn Fnatic war zuletzt nicht mehr an einen festen Spielstil gebunden. Der Rekordmeister war in diesem Split bislang das konstanteste und beste Early-Game-Team der LEC, ist aber auch im Mid- und Late-Game brandgefährlich und findet immer wieder die richtigen Fights im richtigen Moment.

Individuelle Spitzenklasse und gute Abstimmung



Das neue Gewand steht Fnatic also sehr gut und scheint die Spieler stärker zu machen. Mit Rekkles und Tim 'Nemesis' Lipovšek hat das Team zwei zuverlässige Carrys, die in der Lane schwer zu knacken sind, ab dem Mid-Game in Teamfights die richtigen Entscheidungen treffen und ihre mechanische Stärke ausspielen. Beide überzeugen zudem mit einem großen Champion-Pool.

Aber auch die restlichen Fnatic-Stars spielen einen sehr guten Split. Selfmade hat bislang, wie bereits angeführt, überzeugt und Top-Laner Bwipo ist in der Lane deutlich konstanter geworden.

Hylissang eröffnet dem Team mit seinen Plays immer wieder Möglichkeiten, den Gegner unter Druck zu setzen. Der Bulgare hatte wie schon in den vergangenen Splits auch einzelne schlechte Games mit vielen Toden, was aber die Ausnahme war und an seiner offensiven Spielweise liegt.

Die Abstimmung innerhalb des Lineups scheint ebenfalls besser zu sein als in der Vorsaison. Die angeblichen Probleme mit Broxah sind Geschichte und Fnatic bewegt sich als Einheit über die Karte. So kann das Team selbst aus selten auftretenden Rückständen heraus den Gegner kalt erwischen, wie beispielsweise im folgenden Clip aus dem zweiten Spiel gegen die MAD Lions am Samstag.



Weil Rekkles und Co. Situationen so gut einschätzen können und jede sich bietende Chance ergreifen, sind sie auch gut darin, aus Führungen das Maximum herauszuholen. Drängt Fnatic seinen Gegner in eine Ecke, kommt dieser selten noch einmal zurück und der Rekordmeister beendet seine Matches meist sauber. Eine Ausnahme gab es aber: das Match gegen G2 Esports, das nach einem katastrophalen Baron-Call verloren ging.



Reicht die neue Stärke für den LEC-Titel?



Das wirft natürlich die Frage auf, ob Fnatic auch das alte Problem hinter sich gelassen hat, in den wichtigen Best-of-Fives gegen den Erzrivalen zu versagen. Zwei 2:3-Niederlagen in Folge trafen das Team in den Summer-Playoffs 2019 hart und auch im aktuellen Spring Split gelang Nemesis und Co. noch kein Sieg gegen den Titelverteidiger.

Ein Finale gegen G2 Esports würde genau aus diesem Grund besonders spannend werden. In den entscheidenden Momenten hatte in der jüngeren Vergangenheit stets das Team um Luka 'Perkz' Perković die Nase vorne. Auch, wenn momentan vieles für Fnatic spricht, braucht es noch diesen Sieg im direkten Duell, um alle Restzweifel zu beseitigen. Laut Rekkles haben die Profis ihre Lehren aus der letzten Schlappe gegen G2 gezogen:

"Die meiner Meinung nach wichtigste Sache, die wir gelernt haben, war, dass wir weniger gestresst in die großen Spiele gehen müssen. Wenn wir diese großen Spiele haben, will gefühlt jeder so unbedingt gewinnen, dass wir es zu sehr erzwingen wollen und uns damit selbst daran hindern, gut zu spielen und zu kommunizieren. [...] Die wichtigste Lehre, die wir daraus ziehen können, ist, dass jedes Spiel gleich ist, egal gegen wen wir spielen."

Der erfahrene Rekkles muss sein Team in den wichtigen Matches anführen


Natürlich besteht auch die Chance, dass G2 Esports am Samstag erneut an den MAD Lions scheitert. Sollten die Löwen Fnatics Finalgegner sein, wäre der Rekordmeister nach dem 3:0 im letzten Aufeinandertreffen der klare Titelfavorit. So oder so scheint Fnatic mit dem aktuellen Kurs auf dem Weg zum besten Team Europas zu sein und ist ein würdiger Endgegner in den LEC-Playoffs.

Rekkles und Co. treten am Sonntag, dem 19. April, um 17 Uhr im Finale der LEC an. Zuvor wird am Samstag, um 17 Uhr noch der Gegner des Teams ermittelt, wenn G2 Esports auf die MAD Lions trifft. Beide Best-of-Fives könnt ihr live bei Summoner's Inn verfolgen.







Mehr Infos und Artikel rund um die LEC findet ihr in unserer Coverage!




Bildquelle: Riot Games

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