Geposted von BerniErni,
Am 14.01.2020 erblickte Sett das Licht der Welt und wurde der 148. Champion in League of Legends. Seine Vorgänger: Aphelios, Senna, Qiyana, Yuumi, Sylas, Neeko und Pyke. Alle haben spezielle Mechaniken, besondere Spielweisen, ein Kit, für das man ein Master-Studium absolviert haben muss. Und dann kommt Sett – endlich mal wieder was Stumpfes. Ein Kommentar.

Sett – Der Boss



Sett ist ein Kämpfer, der sich wohl in erster Linie auf die Top-Lane oder in den Dschungel begeben wird. Sein Kit und sein Auftreten ähneln dabei dem eines Streetfighters. Seine passive Fähigkeit ist die, um die sein ganzes Kit gestaltet ist: das Boxen. Genauer gesagt greift er immer mit der linken und der rechten Faust an.

Dabei ist der Schlag mit Rechts ein verstärkter Auto-Attack, der auch mit etwas mehr Angriffstempo erfolgt. Zusätzlich erhält er etwas Lebensregeneration, damit er im Kampf mehr einstecken kann.

Seine Q-Fähigkeit resettet seine normalen Angriffe, gibt ihm etwas Lauftempo und verstärkt seine nächsten beiden Angriffe. Seine Q-Fähigkeit kurz: Er boxt stärker.

Seine W-Fähigkeit ist die wohl komplexeste in seinem Kit. Er sammelt passiv erlittenen Schaden als „Grit“, welchen er anstelle von Mana verwendet. Mit seiner W-Fähigkeit kann er einerseits den Grit-Wert als Schild erhalten, andererseits feuert er kegelförmig eine Art Wuchtschlag von sich, der im Zentrum abhängig vom Grit True Damage und außerhalb normalen Schaden anrichtet. Das kann zu sehr hohen Schild- und Schadenswerten führen, zumal dieser Spell nach derzeitigem Stand auch maximiert wird.

Seine E-Fähigkeit zieht gegnerische Einheiten in naher Distanz zu sich heran, wobei er sie betäubt, wenn Sett mehr als eine Einheit trifft. Trifft er nur eine, wird sie verlangsamt.

Seine ultimative Fähigkeit ist die wohl auffälligste seines Kits. In bester Streetfighter-Manier packt er seinen Gegenspieler, springt mit ihm in die Luft und wirft ihn mit voller Wucht auf den Boden. Gegenspieler im Einschlagsgebiet erhalten Schaden, der vom Leben des geworfenen Objekts abhängig ist.

Und das war es auch schon. Es gibt keine neuen Effekte, wenig neue Mechaniken. Sett ist ein Champion, der einfach zuhaut. Und das tut mal wieder richtig gut.



Ein stumpfer Champion – allein auf weiter Flur?



Bei einem Blick auf die letzten Charaktere, die dem Spiel hinzugefügt wurden, wird schnell klar, dass keiner davon so einfach strukturiert ist wie Sett. Fast jeder Champion brachte komplett neue Mechaniken mit, hatte extreme Alleinstellungsmerkmale oder war so einzigartig, dass man manche Fähigkeiten nicht mal mit anderen vergleichen kann.

Aphelios hat fünf Waffen und keine E-Fähigkeit, Senna ist ein AD-Carry, der eigentlich Supporter ist und kann Verbündete in Nebelgestalten verwandeln, Qiyana steht in Synergie mit dem Terrain, Yuumi kann sich mit einem Mitspieler verbinden und währenddessen unangreifbar werden, Sylas kann gegnerische ultimative Fähigkeiten klauen, Neeko kann sich in verbündete Champions verwandeln, Pyke kann mit eigenen Kills für eine größere Belohnung sorgen, etc.

Und Sett? Sett kann boxen. Wie schön erfrischend ist das? Zumal man bedenken muss, dass Charaktere mit neuen außergewöhnlichen Mechaniken extrem schwer zu balancen sind. So wird Aphelios in der kommenden Woche beispielsweise wohl schon zum vierten Mal seit seinem Release generft (Patch 9.24, 10.1, 10.2 und voraussichtlich 10.3).



Simpel strukturierte Helden haben einen unwahrscheinlichen Mehrwert für das Spiel, weil man sie, gerade in der Low-Elo, nicht stundenlang trainieren muss, um die grundlegenden Mechaniken zu verstehen.

Trotzdem ist Sett nicht einfach. Einfach strukturiert? Sicherlich. Einfach zu spielen? Sicherlich nicht. Einfacher zu spielen als Aphelios? Sicherlich.

Sett hat einen „easy to learn, hard to master”-Charakterzug. Grundsätzlich braucht man nur ein paar Spiele, um die Essenz des Champions zu verstehen, man kann schnell vergleichsweise erfolgreich spielen.

Will man ihn aber meistern und das absolute Maximum aus dem Helden herausholen, so muss man sicher mehr investieren. Ähnliches kann man beispielsweise bei dem Pantheon-Rework begutachten. Allerdings war der bei den Worlds in fast jedem Spiel gebannt, abgesehen von einem Match in der Play-In-Phase.

Heißt das also, dass er zu stumpf war? Sein Kit zu einfach und zu leicht erfolgversprechend? Wird das mit Sett auch passieren?

Heißt „simpel“ auch „OP“?



Nun, das bleibt abzuwarten. Der Grund, warum Pantheon bei den Worlds so gefragt war, war nicht sein vermeintlich einfaches Design, sondern eher seine hohen Werte. Ein Gegenbeispiel ist Warwick. Der etwas in Vergessenheit geratene Jungler glänzt ebenfalls nicht durch Komplexität, sondern eher durch sein sehr simpel gehaltenes Design.

Auch nach seinem Rework wurde er selten gespielt, wobei man den europäischen Jungler Andrei 'Xerxe' Dragomir herausnehmen muss, der den Wolf einige Male in der LEC wählte.

Ein stumpfes Kit heißt also nicht gleich, dass der Champion absolut „OP“ ist, sondern eher, dass er einfacher zu lernen ist.

Allerdings befürchte ich trotzdem, dass Sett in der LEC so bald nicht gespielt wird. Dafür sind seine Werte nach momentanem Stand schätzungsweise (!) noch zu gut und zu stark. Er muss seine Rolle und seinen Platz erst finden.

Und obwohl seine Werte recht stark scheinen, ist er in meinen Augen nicht broken oder zu stark. Er hat keinen Dash, keine Art von Gap-Closer, abgesehen von seinem geringen Lauftempo-Bonus auf der Q oder seinem Flash. Um seine ultimative Fähigkeit voll entfalten zu können, muss er erst einmal an Gegner rankommen. Dabei vorsichtig muss er vorsichtig sein, nicht gekitet zu werden.

Und dafür könnte unter Umständen die Tankyness nicht ausreichen. Setts Platz im kompetitiven Bereich wird sicherlich eine spannende Frage bleiben.



Back to topic. Finde ich also, dass jeder neu erscheinende Charakter ein stumpfer sein sollte? Dass jeder Champion ein „easy to learn, hard to master“-Champion sein sollte?

Nein, definitiv nicht.

Die Mischung macht’s



Wir brauchen beides. Charaktere wie Aphelios, für die sich das Lernen lohnt und die Spaß machen, zu spielen; die einem auf der Komplexitätsskala wie ein NASA-Job erscheinen. Und wir brauchen Helden wie Sett, für die es nicht zu viel Zeit braucht, um erfolgreich zu sein, die man auch einfach mal so nebenbei spielen kann; die man auch mit geschlossenen Augen spielen könnte.



Um den Abwechslungsreichtum beizubehalten, den viele gerade an League of Legends lieben, brauchen wir eine Mischung, eine ausgewogene Balance zwischen hochkomplexen und stumpfen Designs. Es soll gerne Charaktere geben, die eigene Mechaniken mitbringen, genauso soll es aber auch Charaktere geben, die die Vielzahl an Spielmechaniken annehmen und sie in ihr Kit integrieren.

Was denkt ihr? Gefällt euch eher das stumpfe Design Setts oder mögt ihr lieber Champions mit komplizierterer Spielweise? Sagt es uns!

Bildquelle: Riot Games

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    Bernd Wilken
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