Geposted von Maxellent,
Das Zweite Deutsche Fernsehen hat im "auslandsjournal" versucht, die Zuschauer ein wenig über das Phänomen Esport aufzuklären. Dafür besuchte man das LCK-Team von MVP. Natürlich blieben Pannen dabei nicht aus. Auch die Fernsehsender in Deutschland kommen kaum noch daran vorbei, sich mit Esport zu beschäftigen. Die Branche wächst schnell und begeistert immer mehr Menschen. Dass es allerdings immer noch äußerst schwierig für Sendeanstalten wie das ZDF ist, einen Beitrag zu dem Thema auf die Beine zu stellen, zeigt das jüngste Beispiel.

Recherche-Fehler als Einstieg

Nach Südkorea begibt sich das Team des "auslandsjournal"s und möchte dort, wo das Phänomen mitunter am deutlichsten sichtbar wird, seinen Beitrag gestalten. Schnell wird klar, dass die Recherche nicht immer reibungslos ablief. Während Eindrücke von LCK-Partien gezeigt werden, erklärt eine Stimme dem Zuschauer, es handle sich hierbei um "die koreanische League of Legends". Natürlich ist die LCK eine Liga, die einige Legenden hervorbrachte, doch offiziell heißt sie nun einmal League of Legends Championship Korea oder einfach LCK.

Die nächste Information, die so nicht ganz korrekt ist, folgt prompt: "50 Profi-Spieler" seien es, die in der Liga spielen. Klar: 10 Teams mit je 5 Spielern bedeuten natürlich 50 Spieler. Dass Teams wie SSG, SKT oder die Afreeca Freecs durchaus größere Kader haben und ihre Ersatzspieler auch häufig einsetzen, wird erst einmal ignoriert. Tatsächlich sind sogar über 60 Akteure bei LCK-Teams unter Vertrag.

Der "eGamer" - eine Klischeesammlung

Ein Begriff, der alle Esport-Fans die Stirn runzeln lässt, zieht sich durch den gesamten Beitrag: "eGamer", die "eGames" spielen, sind Thema des Berichts. Der Begriff "Esport" wird vorsichtshalber nicht verwendet. Auch Twitch wird nicht etwa als Streaming-Plattform vorgestellt, sondern als "eGames-Gigant". In Korea würden die besten dieser "eGamer" und überhaupt die besten Computerspieler leben, wird erklärt. Für die Szenen von Titeln wie CS:GO oder Dota 2 ein Seitenhieb: Koreanische Teams haben hier im internationalen Vergleich wenig zu melden.


Beim Besuch in MVPs Gaming-Haus wird schnell bemerkt: "Statt Spielerfrauen liegen Kuscheltiere in den Betten". Dass die jungen Gamer nicht regelmäßig Damenbesuch im Haus haben, fällt direkt negativ auf. Und das, obwohl es sich eindeutig um das Trainingsumfeld der Spieler handelt. Das Klischee des Gamers, der sich in seinem Zimmer verkriecht und Angst vor Frauen hat, soll gestärkt werden. Anders sind der Satz des Sprechers sowie die hereingeschnittene kurze Aussage von Top-Laner Geon-mo 'ADD' Kang kaum zu erklären.

Ohne die Suchtproblematik kommt ein Beitrag des ZDF, der sich nicht entscheiden kann, ob es denn jetzt um eSports oder Gaming an sich geht, natürlich auch nicht aus. Bei ein paar kurz zufällig dazwischengeworfenen Statistiken belässt man es aber. Zwischenzeitlich werden jugendliche Hobby-Gamer in Korea thematisiert, Esport hat kurz Pause.

Esport - Sport für Verrückte

Später geht es dann aber um ein Spiel zwischen MVP und Samsung Galaxy in der LCK. Dort findet es Reporter Ron Boese aus irgendeinem Grund "total crazy", ein Team anzufeuern. Wie viele Sportveranstaltungen er in seinem Leben besucht hat, bleibt unklar. Immerhin scheint er aber Spaß zu haben. Das Match aus der siebten Woche des LCK-Summer Splits geht mit 2:1 an MVP. Der Sprecher redet von "drei Stunden Online-Krieg", obwohl die LCK ein Offline-Turnier ist.

Später wird noch klar: Profi-Spieler ist kein vernünftiger Beruf. Im Durchschnitt wären die Karrieren der Profi-Gamer nach 2 Jahren vorbei. Dabei wird nicht beachtet, dass andere eSports-Szenen deutlich längere Karrierelaufzeiten, wie zum Beispiel bei CS:GO-Profis, kennen und dass es selbst in League of Legends zahlreiche Beispiele für längere aktive Spielerkarrieren und anschließende Beschäftigung in der noch jungen Branche gibt.
Insgesamt wird der Zuschauer in seinem Verständnis für Esport kein Stück weiter gebracht. Das ZDF würfelt Esport und Gaming zusammen und stellt die Akteure und Fans als kuriose Fanatiker dar. Der Beitrag wird komplett auf Korea beschränkt und die Vielfalt und Reichweite der Esport-Szene ignoriert. Die "eGames", wie das ZDF sie so schön getauft hat, werden auf League of Legends beschränkt. Der Beitrag wird mit unsauberer Recherche gewürzt. Dieser halbherzige Versuch, sich an das den ZDF- und Sendungsverantwortlichen völlig fremde Thema anzunähern, hat letztlich aber immerhin fast 8 Minuten der Sendung gefüllt.

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