Geposted von Funk1ll3r,
Maurice 'Amazing' Stückenschneider wurde von Schalke 04 als neuer Jungler für den Summer Split vorgestellt. Summoner's Inn sprach mit dem Deutschen über diesen Schritt, seine Pause, das Team und den Summer Split der EU LCS. Summoner’s Inn: Wie kam es dazu, dass du Schalke 04 beigetreten bist?

Maurice „Amazing“ Stückenschneider: Während der LCS-Finals im Spring Split habe ich mir Gedanken gemacht, ob ich tatsächlich weiter ein Teil des Broadcasts sein will. Ich wurde von den Spielen und der Atmosphäre so mitgerissen, dass ich mir die Frage gestellt habe, ob ich im Broadcast sein oder lieber spielen möchte. Die Entscheidung fiel darauf, wieder spielen zu wollen.

Zu dem Zeitpunkt hatte Schalke gerade bekanntgegeben, dass sie für ihren Jungler Pride einen Ersatz suchen. Ich hatte mich deswegen entschieden, Mitch (Anm. d. Red.: Mitch „Boris“ Voorspoels, Head-Coach von Schalke 04) zu kontaktieren, ob sie schon einen neuen Jungler haben. Das war zu der Zeit nicht der Fall, weswegen sie mir Try-Outs angeboten haben. Und der Rest ist Geschichte.

Wie du schon gesagt hast, warst du im letzten Split ein Teil des EU LCS-Broadcasts von Riot Games. Wie würdest du diese Erfahrung beschreiben?

Es war interessant und hat mir definitiv eine andere Perspektive gegeben. Zum einen auf ein geregeltes Arbeitsleben, zum anderen auf eine andere Seite des Esports, die nicht mit dem Spielen und dem Interagieren mit Spielern bzw. dem Wettkampf selbst zu tun hat, sondern viel mehr mit dem Showbusiness.

Ich musste mich auf Spiele vorbereiten, mir überlegen, an welchen Stellen ich reden möchte, was für mich, aber auch für den einfachen Zuschauer interessant ist. Davor war ich sehr darauf fokussiert, das Spiel auf einem spielerisch hohen Level zu verstehen und nicht auf einem Broadcast- oder Analyse-Level.



Zu Beginn der letzten Off-Season hattest du dich über deine Gedanken zum vergangenen Summer Split sowie deine eigene Situation geäußert und dabei geschrieben, dass du nicht bei 100% warst und es unwahrscheinlich wäre, dass du vor Season 9 als Spieler zurückkehrst. Bist du jetzt bei 100%? Was hat sich seitdem geändert bzw. dich von diesem Schritt überzeugt?

Ich habe die letzten acht Monate unter anderem mit Physiotherapie verbracht, um meinen Rücken wiederaufzubauen. Ich habe meine Ernährung umgestellt und einfach alles getan, um wieder in Form zu kommen.

Bei Schalke habe ich festgestellt, dass sie dieselbe Herangehensweise haben wie ich. Sie denken über die Langlebigkeit eines Spielers nach und geben ihm die Chance, sich zu entwickeln. Als ich diese Möglichkeit gesehen habe, diesen umfassenden Fokus auf den Sport, die Gesundheit, kam in mir der Wunsch auf, für Schalke zu spielen. Bei Schalke ist es aber auch im Teamgefüge möglich, mich selbst weiter aufzubauen.

Ich würde nicht sagen, dass ich bei 100% bin, aber ich bin auf einem guten Weg. Im Endeffekt möchte man ja auch nicht bei 100% landen, sondern idealerweise bei 110%.



Du hast nun rund neun Monate nicht mehr kompetitiv gespielt. Vor Kurzem hattest du auf Twitter geschrieben, dass die Solo-Queue und die professionellen Matches deiner Meinung nach mittlerweile sehr unterschiedlich seien. Hast du irgendwelche Bedenken, dass du aufgrund deiner Pause nun bei deinem Comeback Nachteile haben könntest?

Ich sehe es ehrlich gesagt nicht einmal als Comeback. Ich sehe auch keine Schwierigkeiten. Wenn ich ein guter Spieler bin, bin ich ein guter Spieler. Wenn ich ein schlechter Spieler bin, bin ich ein schlechter Spieler. Im Endeffekt ändert eine Pause auch nicht wirklich etwas daran.

Die Kleinigkeiten, die tatsächlich Spieler voneinander unterscheiden, also einzelne Spieler positiv oder negativ hervorheben, sind keine Dinge, die man entwickelt, indem man viel spielt. Es sind Qualitäten, die man entweder hat oder nicht. In dem Fall denke ich, dass ich die Führungsqualitäten habe, die Schalke auch sucht.

Vor dem Spring Split gab es viel Hype um das Schalke-Lineup. Am Ende verpasste das Team die Playoffs. Welchen Eindruck hattest du als Außenstehender, der das Ganze aber sehr intensiv verfolgt hat, von Schalke?

Als Außenstehender ist es natürlich immer etwas schwierig, über die Gründe für Erfolg und Misserfolg zu spekulieren. Meiner Meinung nach war das Problem bei Schalke, dass das Spiel des Teams häufig einem zu strikten Plan gefolgt ist. Wenn Teams besser werden, sind die spielerischen Unterschiede nicht mehr so groß. Es geht darum, mit Zuversicht und Selbstbewusstsein Entscheidungen zu treffen.



Wie würdest du die Atmosphäre im Team bzw. deinen Eindruck von diesem beschreiben?

Die Atmosphäre ist auf jeden Fall gut. Jeder ist daran interessiert, zu gewinnen. Wenn Spieler verschiedener Meinung sind, werden sie immer mit dem Hauptziel vor Augen, nämlich zu gewinnen, sachlich diskutiert. Es wird nicht gegeneinander argumentiert, sondern miteinander. Das sind Qualitäten, die ein gutes oder großartiges Team ausmachen können.

Wie sieht deine Rolle im Team zusammengefasst aus?

Ich habe während meiner Pause, also den letzten acht Monaten, einen Hunger für Erfolg entwickelt. Ich glaube, dass dieser Hunger, zu gewinnen, eine starke bzw. laute Stimme ausmacht und ich diesen Hunger auch auf andere Leute mehr oder weniger übertragen kann. Ich denke, dass ich jemand bin, an dem sich andere stützen können.

Kommen wir zur Konkurrenz in der EU LCS. Gilius meinte vor dem Spring Split, dass Europa auf der Jungle-Position nicht gut besetzt sei. Wie schätzt du die Competition im Summer Split ein?

Auf Team-Basis hat kein Team das Spiel hundertprozentig verstanden, denn sonst hätte Fnatic zum Beispiel das MSI gewonnen. Mit dem Summer Split starten alle wieder bei null. Bis zum Ende hin können sich vielleicht wieder zwei bis drei Teams als Favoriten herauskristallisieren. Fnatic ist da wahrscheinlich dabei.

Was sind die Ziele mit Schalke, das vielleicht ein wenig Wiedergutmachung nach dem enttäuschenden Spring Split betreiben möchte, aber auch für dich persönlich?

Ich denke, Wiedergutmachung ist nicht ganz so ein Thema bei uns. Ich glaube, dass auch keiner der Spieler darüber nachdenkt. Für mich persönlich geht es eher darum, dass wir so gut wie möglich spielen, wir uns bestmöglich entwickeln und versuchen, zu Beginn des Summer Splits zu dominieren.

Funktioniert das nicht, liegt der Fokus dann natürlich auf einer langfristigen Entwicklung über den gesamten Split. Ich denke, dass so auch die Sicht meiner Mitspieler ist.

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg im Summer Split mit Schalke 04.

Photo Credit: Schalke 04 & Riot Games

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